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Teleskop "Hubble" entdeckt Ring aus Dunkler Materie  
  Astronomen haben ein Bild eines fünf Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxienhaufens veröffentlicht, auf dem ein Ring aus Dunkler Materie zu sehen ist. Dass sich die "unsichtbare" Materie überhaupt darstellen lässt, verdanken die Forscher der Kollision zweier Galaxiengruppen, wodurch die geheimnisvolle Substanz sich neu formieren musste.  
Das sei zwar nicht der erste Beweis, dass Dunkle Materie existiert, so James Jee von der Johns Hopkins University in Baltimore. Die Kollision ermöglichte es aber, die Formierung des "dunklen Rings" zu beobachten und damit Genaueres über die Unterschiede zwischen Dunkler und "normaler" Materie zu erfahren, teilt das ESA und Hubble Information Center in einer Aussendung mit.
Fehler in Berechnungen vermutet
Bild: NASA/ESA
Um das helle Zentrum ist deutlich
der dunkle Ring zu sehen - mit einem Durchmesser
von 2,6 Millionen Lichtjahren.
ZwCI0024+1652 lautet der Name jenes Galaxienhaufens im Sternbild Fische, in dem der Ring entdeckt wurde. Dass er so deutlich zu Tage trat, hat auch die Forscher selbst überrascht: "Zuerst habe ich mich geärgert, als sich der dunkle Kreis in den Auswertungen der Hubble-Bilder abzeichnete", beschreibt James Lee.

Er dachte an einen "Fehler in den Berechnungen" und versuchte, den Ring zum Verschwinden zu bringen. Nach mehr als einem Jahr war er dann auch davon überzeugt, dass sich auf dem Bild tatsächlich Dunkle Materie abzeichnet.

Der Grund für die Skepsis: Nie zuvor wurde die Substanz, die laut astrophysikalischen Theorien mit ihrer Anziehungskraft dafür verantwortlich ist, dass das Universum nicht in seine Einzelteile zerfällt, so deutlich abgegrenzt von sie umgebenden heißen Gasteilchen wahrgenommen.
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Kollision zweier Galaxie-Haufen
Den Grund für die Existenz des Rings fand Lee in einer Kollision zweier Galaxie-Haufen vor ein bis zwei Milliarden Jahren. Schon 2002 hatten Forscher eine Studie im "Astrophysical Journal" der American Astronomical Society veröffentlicht, in der durch spektroskopische Analysen die dreidimensionale Struktur des Galaxien-Clusters unter die Lupe genommen wurde. Schon damals sprachen die Wissenschaftler von zwei verschiedenen Gruppen von Galaxien-Haufen, die kollidiert wären.
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Materie fällt ins Zentrum und schwappt auseinander
Das Team um James Jee spielte am Computer Szenarien durch, bei denen Galaxien-Cluster zusammenstoßen. Es zeigte sich, dass die Dunkle Materie zuerst in das Zentrum der beiden kollidierenden Einheiten fällt, um gleich darauf wieder hinaus zu schwappen. Die Auswärtsbewegung wird wiederum durch die Gravitationskräfte gebremst, die Materie verdichtet sich.
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Materie durch Lichtverzerrungen analysiert
Die besondere Konstellation mit zwei Galaxien ermöglichte es den Forschern, die Materie überhaupt zu sehen. Die kennzeichnende Eigenschaft von Dunkler Materie ist es nämlich, ausschließlich via Schwerkraft mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung zu treten - und damit unsichtbar zu werden. Um sie zu entdecken, studieren Forscher jenen Bruchteil des Lichts, der sie von dahinter liegenden Galaxien durchdringt. Er wird durch die Gravitation der Materie verzerrt bzw. verwischt und lässt damit Rückschlüsse auf deren Beschaffenheit zu.
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Theorien stimmen - bis jetzt
"Die Natur macht ein Experiment für uns, das im Labor unmöglich wäre", zeigt Jees Universitätskollege Holland Ford begeistert - und erleichtert darüber, dass das Verhalten der Dunklen Materie mit den Theorien konform geht.

[science.ORF.at, 15.5.07]
->   NASA/ESA Weltraumteleskop
->   "Hubble"-Video zur Entdeckung
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01.01.2010