News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos .  Gesellschaft 
 
NASA sucht nach Regeln für Tod und Krankheit im All  
  Was geschieht mit dem Leichnam eines Astronauten, der während einer dreijährigen Mission zum Mars stirbt? Wann sollten bei einem kranken Raumfahrer lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt werden, die wichtigen Sauerstoff verbrauchen? Sollte die NASA DNA-Tests einsetzen, um vor Langzeitflügen krankheitsanfällige Astronauten auszusortieren?  
Mit solchen praktischen und ethischen Fragen muss sich die US-Raumfahrtbehörde für ihre in 30 Jahren geplante Mars-Mission nun erstmals auseinander setzen.
Entwicklung von ethischem Rahmen
In einem Ethikpapier, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt, werden mögliche Probleme künftiger Mars- und Mondflieger durchgespielt. NASA-Ärzte und -Wissenschaftler hoffen, mit Hilfe unabhängiger Bioethiker und Mediziner in den kommenden Jahren Regeln dafür zu finden.

"Wie man sich vorstellen kann, ist das nichts, worüber die Leute gerne sprechen", sagt Richard Williams, bei der Raumfahrtbehörde zuständig für Gesundheitsfragen.

"Wir versuchen, einen ethischen Rahmen zu entwickeln, mit dessen Hilfe Kommandanten und Missionsmanager künftig solche schwierigen Entscheidungen treffen können."
Sex im All vorerst noch kein Thema
Ein Thema, das für die NASA lange Zeit ein völliges Tabu war, wird auch in dem Ethikpapier vorerst ausgespart: Sex im All. Früher oder später müsse man sich aber auch damit beschäftigen, räumt NASA-Berater Paul Root Wolpe ein, Bioethiker an der Universität von Pennsylvania.

"Es muss eine Entscheidung über gemischtgeschlechtliche Crews getroffen werden, und darüber wird es heftige Debatten geben."
...
48-Stunden-Woche festgeschrieben
Auf einige Gesundheitsfragen findet die NASA in dem Papier bereits konkrete Antworten. So dürfen etwa Astronauten auf Allflügen höchstens einer Strahlung ausgesetzt werden, die das Krebsrisiko während ihrer Laufbahn um drei Prozent erhöhen würde. Die maximale Wochenarbeitszeit wird auf 48 Stunden festgeschrieben.
...
Richtlinien für Tod und Krankheit noch in Arbeit
Vor allem mit Blick auf den Umgang mit Tod und Krankheit heißt es hingegen lediglich, dass die NASA dafür noch Richtlinien brauche.

"Es könnte eine Zeit geben, in der ein Risiko für Leib und Leben gegen den Erfolg der Mission abgewogen werden muss", sagte Wolpe.

"Der Gedanke, dass wir das Wohlergehen eines Menschen stets über den Erfolg der Mission setzen werden, klingt gut, aber Entscheidungen müssen nicht immer notwendigerweise so gefällt werden."
Der Mars ist nicht die ISS
Wenn derzeit ein Astronaut auf der Internationalen Raumstation (ISS) schwer krank wird oder sich schwer verletzt - was im Übrigen noch nie vorkam -, kann er innerhalb weniger Stunden mit einer Sojus-Kapsel zur Erde zurückgebracht werden.

In einer lebensbedrohlichen Situation auf dem Mars wäre das nicht möglich. Auch auf rasche Anweisungen der Missionskontrolle könnten die Astronauten in diesem Fall nicht bauen: Es würde fast eine halbe Stunde dauern, über Funk eine Frage zu stellen und eine Antwort darauf zu erhalten.
Bisher wenige gesundheitliche Probleme
Bisher musste die NASA noch nie wegen gesundheitlicher Probleme eine Mission abbrechen. In der damaligen Sowjetunion hingegen kam das drei Mal vor. Kritiker sind der Meinung, dass die USA bisher nicht ausreichend auf die Möglichkeit von Todesfällen im All vorbereitet sind.

"Ich glaube nicht, dass sie in der Vergangenheit gut darin waren, mit diesen Fragen umzugehen", sagt der frühere Astronaut und studierte Mediziner Story Musgrave, der an sechs Raumflügen teilnahm. "Aber es ist sehr gut, dass sie sich jetzt Gedanken darüber machen."

Mike Schneider/AP, 25.5.07
->   NASA
->   JPL Ethics Program (NASA)
->   Richard Williams
->   Paul Root Wolpe
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010