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Weltraum-Politik: Europa und USA im Vergleich  
  Big-Player im All sind die USA, doch Europa bündelt seine Kräfte, um auch mitzuspielen: Ein Experte hat nun die Weltraumstrategie der USA mit jener Europas verglichen.  
Das Ergebnis: Viel Gemeinsamkeiten, Unterschiede gebe es etwa beim Thema innere Sicherheit oder der konkreten Nennung von Projekten.

Anlass des Vergleichs war die Veröffentlichung eines Srategiepapiers durch den Weltraumrat - die für Raumfahrt zuständigen Minister der EU-Staaten sowie Vertreter der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Leadership als Motivation
"Den eigenen Interessen im All frei nachgehen" und die "Bedeutung für die Zukunft" - darin sind sich US-Amerikas und Europas Weltraum-Strategen einig, meint der Weltraumpolitik-Experte John Logsdon von der Washington-Universität.

Logsdon hat das nationale Strategiepapier der USA aus dem Sommer 2006 mit der aktuellen Europäischen Strategie von EU und Europäischer Weltraumagentur ESA verglichen. (Es ist das erste derartige Europäische Strategie-Papier.)

Als weitere Gemeinsamkeit der USA und Europas nennt Logsdon im ORF-Radio, dass beide den Ton angeben wollen: "Leadership ist eine Motivation für beide!" Die USA wollen ihre Vorherrschaft behalten; Europa strebe sie in bestimmten Bereichen an (vor allem in der Wissenschaft).
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Zur Person
John M. Logsdon befasst sich seit fast 40 Jahren mit Weltraumpolitik. Er ist seit 1987 Direktor des Raumfahrtsinstituts der George-Washington Universität in Washington DC. 2003 war er in der Untersuchungskommission zur Columbia-Katastrophe. Logsdon war heute zu Gast in Wien beim Europäischen Büro für Weltraumpolitik ESPI.
->   ESPI
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Wenig Interesse an "Exploration"?
Weder das US-amerikanische "Statement of U.S. National Space Policy" noch die "European Space Policy" behandeln ausführlich die Erkundung und Erforschung des Alls, so Logsdon, z.B. werde der Mond nicht genannt, Europa verweise zumindest auf den Mars.

Dass die USA nicht explizit auf Erkundungsmissionen eingehen, sehe er darin begründet, dass die US-Regierung zuvor schon ein eigenes Papier zum Thema veröffentlicht habe und im nationalen Strategiedokument schlicht nicht mehr wiederholt wurde, was ohnehin gelte.
Europa reagiere mit seinen Aussagen zur "Exploration" offenbar nur auf Projekte von USA, China und Russland, so Logsdon.

USA wie Europa erkennen den Weltmarkt für Produkte und Dienstleistungen (man denke beispielsweise an satellitengestützte Positionierungssysteme) und beide wollen um diesen Markt wetteifern, so Logsdon gegenüber Ö1.
Differenzen im Überblick
Die drei großen Unterschiede der Weltraum-Strategien:

1) Die USA nennen keine konkreten Projekte; Europas Strategie hingegen baut wesentlich auf die beiden Satelliten-Programmen GALILEO und GMES.

2) Die USA betonen die nationale Sicherheit - was für Europa laut Logsdon zweitrangig ist; da Sicherheit und Verteidigung nationale Angelegenheiten der einzelnen Staaten seien.

3) Im Unterschied zu Europa erwähne die US-Strategie Atomenergie, was den Weltraumpolitik-Wissenschafter stutzig macht, denn das sei ein Randthema, so Logsdon bei seinem Vortrag in Wien.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 11.6.07
->   European Space Policy
 
 
 
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01.01.2010