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Europa als 'große Chance für die Wissenschaft'  
  Welche Rolle werden die Wissenschaften in einem vereinigten, größeren Europa spielen? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für die nationale Forschungsplattformen. Diese und ähnliche Fragen diskutierten namhafte Wissenschaftler und Politiker auf der dreitägigen Tagung "Die Europäische Integration und die Wissenschaften" am Samstag in Wien.  
Welzig: 'Große Chancen für die Wissenschaft'
Das große Europa bietet "große Chancen für die
Wissenschaft". Diese Ansicht vertrat der Präsident der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Werner Welzig. Die innereuropäischen Vorteile seien zwar minimal, "global aber erheblich", meinte Welzig auf der vom Österreichischen Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten organisierten Veranstaltung. Denn Forschung und Wissenschaft seien nie speziell europäisch, sondern immer global und weltumspannend gewesen.
Marz: 'Wiederentdeckung der europäischen Universität'
Der Chef der Donau-Rektorenkonferenz und Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, Leopold März, forderte als Ergebnis des von ihm betreuten Arbeitskreises der Tagung die "Wiederentdeckung der wahren europäischen Universität". Die Hochschulen seien in der Geschichte immer europäisch gewesen, derzeit aber nicht wirklich international ausgerichtet.

Sprachen seien ein Schlüsselfaktor dafür, weil sie die
Voraussetzung für die Mobilität seien, betonte März. Die "virtuelle Mobilität" mit Hilfe elektronischer Medien werde dabei nie die physische Mobilität ersetzen können.
Bedeutung der Sprachen
Auch Welzig hob die Bedeutung der Sprachen hervor, die eine viel wichtigere Währung seien als der Euro, zeigte sich aber skeptisch, ob es gelinge, die Vielfalt der europäischen Sprachen in das nächste Jahrhundert zu retten.

Der ÖAW-Chef betonte ebenfalls Notwendigkeit der Mobilität, und stellte die Frage, ob eine verpflichtende Lehrtätigkeit im Ausland für Professoren alle vier Jahre oder ein verpflichtendes Auslandssemester für Studenten "so undenkbar sind".
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Austausch als Chance
Auch Ex-Wissenschaftsminister Caspar Einem sieht im Austausch von Forschern und Studenten die Chance, eine gemeinsame europäische Identität zu entwickeln. Für Einem ist dieses größere Europa die Chance für einen stimulierenden Wettbewerb und die Entwicklung kritischer Massen, die für den Wettbewerb etwa mit den USA notwendig wären.
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Internationale Schwerpunktsetzung
März und Welzig waren sich einig, dass die Profilentwicklung und Schwerpunktsetzung, wie sie derzeit auch für die österreichische Uni-und Forschungslandschaft geplant wird, nicht nur national, sondern auch international gesehen werden dürfe.

Nach Ansicht Welzigs werde dies aber nur sehr schwer gehen, "denn wie soll eine europäische Schwerpunktsetzung möglich sein, wenn schon national so große Aufregung herrscht, sobald man hinterfragt, ob das Fach Klassische Archäologie vier Mal in Österreich eingerichteten sein muss. Doch auch die Geisteswissenschaften würden kritische Massen benötigen, "die Zwei-, Drei-Mann-Teams sind zum Sterben verurteilt".
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Output zu gering
Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung,
kritisierte bei der Tagung, dass Österreich bei den Bildungsausgaben in Europa zwar Nummer drei, beim Output an Absolventen aber nur unterdurchschnittlich sei. 90 Prozent der Ausgaben würden noch immer in Ausbildung und nur zehn Prozent in Weiterbildung gehen.
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'Zu ineffiziente Ausbildung'
"Wir geben noch immer zu viel in Ausbildung aus, und das ineffizient", sagte Fritz, der allein schon deshalb die Uni-Reform für notwendig hält. Mit dieser Reform könnten durchaus Durchbrüche erzielt werden: "Dass in Österreich die Pragmatisierung für Uni-Lehrer fällt, ist etwas, was man sich in Deutschland noch nicht vorstellen kann", sagte Fritz.

Auch der Rektor der Technischen Universität Graz,
Erich Hödl, sieht es als große Leistung, dass der Beamtenstatus - fast unbemerkt - fallengelassen wurde. Dies werde die Flexibilität erhöhen.
'Mehr Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit'
Einig waren sich die Teilnehmer der Tagung darin, dass es den Universitäten und der Forschung gelingen müsse, öffentlich wahrgenommen zu werden. Die Wissenschaft müsse nicht nur dem Steuerzahler klar machen wofür sein Geld verwendet wird, sondern auch zeigen, dass sie zur Lösung der Probleme der Menschen beitragen kann. Den Medien, speziell den Wissenschaftsjournalisten, komme hier eine besondere Bedeutung zu.

(APA/red)
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01.01.2010