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Handyentsorgung ungelöst  
  In Österreich wurden bisher rund 10 Millionen Handys verkauft. Im Durchschnitt wird ein Handy kürzer als ein Jahr benutzt. Abfallexperten und Umweltschützer warnen daher: der Handymüllberg wächst unaufhaltsam und es gibt keine geregelte Entsorgung.  
Sechs Millionen Handys sind in Österreich in Gebrauch. Was den Umweltschützern aber Sorge bereitet, sind rund 4 Millionen Handys, die zu Hause herumliegen, sagt Peter Lechner, Abfallexperte von der Universität für Bodenkultur in Wien: "Diese vier Millionen Althandys, die in den Schubladen liegen, enthalten 400 Tonnen Nickel-Cadmium Akkus. Nickel-Cadmium ist ein gefährliches Umweltgift."
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Umweltgift Nickel-Cadmium
In Japan ist Cadmium als Auslöser der Itai-Itai-Krankheit bekannt. Das Abwasser von Cadmium-Zink-Minen hatte bei vielen Menschen die Krankheit ausgelöst. Europaweit werden jedes Jahr 340 Millionen Nickel-Cadmium-Akkus verkauft. Das sind 13.000 Tonnen Akkus bzw. 2.200 Tonnen Cadmium.
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Die EU plant ein Verbot dieser Batterien. Die Zwischenlösung für die Umwelt wäre: die Akkus aus den Handys nehmen und bei den Verkaufsstellen zurückgeben. Der Handel ist verpflichtet, die Batterien zurückzunehmen, nicht jedoch das Handy als Ganzes.
Jede zweite Batterie
Bei den übrigen Batterien funktioniert der Rücklauf ganz gut: 47 Prozent der verkauften Batterien werden getrennt gesammelt und können verwertet werden, sagt Gerhard Vogel von der Wirtschaftsuniversität Wien.

"Das ist genau jene Grenze, bis zu der die Umweltmotivation wirkt", meint Vogel vom Institut für Technologie und Warenwirtschaft. "Wenn wir mehr Rücklauf wollen, müssen wir den Konsumenten gängeln und einen künstlichen Mehrwert draufschlagen - sprich ein Pfandsystem schaffen".
Beispiel Schweiz
Das Beispiel Schweiz - das noch ohne Pfandsystem arbeitet - zeigt das auch ganz deutlich: dort müssen Handys - wie bei uns Batterien - vom Handel zurückgenommen werden. Es gibt Boxen, in die man die Mobiltelefone werfen kann. Rücklaufquote aber auch da: 50 Prozent. Das Pfandsystem hat sich schon bei Mehrwegflaschen bewährt, die bis zu 97 Prozent zurückkommen. "Wenn wir für ein Handy 100 oder 200 Schilling Pfand verlangen, dann wandert garantiert kein Handy mehr im Restmüll", ist Vogel überzeugt.
Bund gefordert
Eine Althandy-Verordnung mit ökonomischem Anreiz, so nennt der Warenwirtschaftsexperte seinen Vorschlag, den der Bund möglichst rasch umsetzen sollte. Denn die EU-Umweltminister haben sich zwar erst in der Vorwoche über den Elektronikschrott geeinigt.

Bis die Hersteller zur Rücknahme verpflichtet werden und die Wiederverwertung organisiert ist, wird es allerdings noch dauern. Henriette Gupfinger vom Ökologie-Institut meint: "Drei weitere Jahre zu warten, hätte für die Umwelt fatale Folgen."
Information fehlt
In Schweden haben die Hersteller schon eine freiwillige Initiative gegründet, um die Rohstoffe der Handys wieder aufbereiten zu können. In der Forschung gibt es auch schon Ansätze, das 100 Prozent verwertbare Handy zu entwickeln. In Österreich haben sich die Outlet-Stores der Netzbetreiber prinzipiell zur Rücknahme bereit erklärt. Nur weiß es niemand, kritisieren die Experten. Im Durchschnitt kommt derzeit ein altes Handy im Monat pro Laden zurück.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010