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Zukunftspläne der NASA: Priorität für Dunkle Energie  
  Angesichts knapper Budgets muss auch die US-Raumfahrtorganisation NASA sparen. Zwei wissenschaftliche Großprojekte wurden nun dennoch genehmigt. Sie sollen zwei großen Unbekannten der Astronomie auf die Spur kommen: der Dunklen Energie und den Gravitationswellen.  
Interessant, aber zu teuer
"Beyond Einstein" heißt ein ambitioniertes Forschungsprogramm, das die NASA im Jahr 2002 vorstellte. Darin wollte die US-Raumfahrtorganisation auf die Suche nach exotischen Materie- und Energieformen im Kosmos gehen. In der vorgesehenen (aus fünf Einzelmissionen bestehenden) Form wurde aber nichts daraus, die Kosten waren zu hoch, das Budget zu knapp.

Letztes Jahr beauftragte daher der US-Kongress den National Research Council (NRC), sich die Sache genauer anzusehen und "jenseits von Einstein" Prioritäten zu setzen. Wobei man sich, wie offiziell verlautbart, am wissenschaftlichen Wert der einzelnen Missionen sowie an Machbarkeitskriterien orientiert hat - der eine oder andere Blick auf die Bilanzen wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.
"And the winner is ..."
Bild: Lawrence Berkeley National Laboratory
Der Forschungssatellit SNAP ("Supernova/Acceleration Probe") soll die Effekte der Dunklen Energie aufspüren - ab 2014.
Nun wurde der entsprechende NRC-Bericht veröffentlicht, es gibt zwei Gewinner sowie drei Verlierer. Zu ersteren gehört die "Joint Dark Energy Mission" (JDEM), die der Dunklen Energie auf die Spur kommen will - jener unsichtbaren und bislang nur in der Theorie existierenden Energieform, die man für die beschleunigte Expansion des Universums verantwortlich macht.

"JDEM wird sowohl die Suche nach der Dunklen Energie als auch die allgemeine astrophysikalische Forschung vorantreiben", heißt es in dem Bericht. Die Kosten betragen eine Milliarde Dollar, was im Vergleich zu den anderen Missionen eher zur preiswerten Kategorie gehört. Als Programmstart ist das Jahr 2009 vorgesehen, jedenfalls so bald, bis die entsprechenden Technologien bereitstehen.

"Das sind großartige Neuigkeiten", sagt Saul Perlmutter, Astrophysiker am Lawrence Berkeley National Laboratory gegenüber dem Newsdienst von "Nature". Kein Wunder, er leitet nämlich eines der beiden Konzeptdesign-Teams von JDEM. Erste Flüge in den Weltraum und entsprechende Messungen könnte es laut seinen Aussagen ab dem Jahr 2014 geben.
Auf Einsteins Spuren
Ebenfalls auf der Gewinnerseite sind die Entwickler der "Laser Interferometer Space Antenna" (LISA), deren Kosten sich auf 2,3 Milliarden Dollar belaufen. LISA soll Gravitationswellen ausfindig machen, also feinste Stauchungen bzw. Dehnungen der Raumzeit, die laut Allgemeiner Relativitätstheorie existieren sollten, aber eben noch nicht nachgewiesen wurden.

"LISA öffnet ein völlig neues Fenster zum Herzen der meisten energetischen Vorgänge im Universum", urteilt der NRC-Bericht mit Mut zu astronomischer Poesie, schränkt allerdings an gleicher Stelle ein: Man solle sich zunächst auf die Entwicklung des Projekts beschränken und europäische Missionen abwarten, welche die Tauglichkeit kritischer Komponenten überprüfen. Antworten hierauf soll es im Jahr 2009 oder 2010 geben.
Drei Missionen auf langer Bank
Bleibt noch die Liste um drei Verlierer zu vervollständigen: "Constellation-X", vier Raumteleskope, die Neutronen- und Doppelsternsysteme hinsichtlich ihrer Röntgenstrahlen untersuchen sollten; "Inflation Probe", eine Raumsonde, die Erkenntnisse zur frühen Ausdehnung des Universums gewinnen sollte; "Black Hole Finder Probe", die Röntgenstrahlenausbrüche von Schwarzen Löchern analysieren sollte - für all diese Vorhaben heißt es nun: bitte warten.

Aufgehoben sind die Projekte zwar nicht, aber auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Die Reaktionen der Wissenschaftler fallen dementsprechend ernüchtert aus. Etwa Harvard-Physiker Harvey Tananbaum, seines Zeichens Spezialist für Röntgenstrahlen-Astronomie: "Es ist enttäuschend."

Robert Czepel, science.ORF.at, 7.9.07
->   Beyond Einstein - NASA
->   Dunkle Energie - Wikipedia
->   Gravitationswelle - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010