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Gesundheitsvorsorge für Weltraumtouristen  
  Tourismus im Weltraum ist derzeit zwar noch ein teures Hobby: Auf einem Kongress in Wien beschäftigten sich Mediziner aber bereits mit der Gesundheit von All-Touristen, deren Anzahl in Zukunft steigen wird.  
Fitte Organe gefragt
Natürlich gelten für Passagiere eines kommerziellen Allfluges ganz andere Bedingungen als bei einer normalen Flugzeugreise. Allein die ungewöhnliche Beschleunigung beim Start, aber auch der Kabinendruck und die kosmische Strahlung stellen spezielle Belastungen dar.

Wer sich für einen außergewöhnlichen Spazierflug im Orbit interessiert, braucht gesunde Organe, erklärt der Raumfahrtmediziner Melchor Antunano vom Civil Aerospace Medical Institute in Oklahoma City beim derzeit in Wien tagenden Internationalen Kongress für Luft- und Raumfahrtmedizin

Es sei daher wichtig für Raumfahrtmediziner, sicher zu stellen, dass Privatpersonen für einen Flug ins All überhaupt geeignet sind, so Antunano gegenüber Radio Österreich 1.
Atmung und Herz besonders belastet
Gerade Herz und Lunge sind in einem Raumschiff ungewohnten Bedingungen ausgesetzt. Durch die Schwerelosigkeit verändert sich der Blutfluss. Während auf der Erde das Blut aufgrund der Anziehungskraft in Bauch und Beine fließt, ändert sich dies im schwerelosen Zustand. Das Herz muss in der Schwerelosigkeit viel mehr Blut pumpen.

Der Sauerstoffmangel in einer Raumkapsel kann zudem zu Lungenproblemen führen. Da kein frischer Sauerstoff während dieser Zeit aufgenommen wird, ist eine gesunde Atmungsfunktion der Passagiere daher essentiell.

Auch kann Hypoxie auftreten, eine Sauerstoffarmut im Blut, die das Herz belasten und schädigen kann.
->   Hypoxie
Nierensteine in Zeitraffer
Ein interessanter Punkt, so Antunano, sei außerdem die Tatsache, dass sich Nierensteine im Weltall deutlich schneller entwickeln als auf der Erde. Dies hängt mit Knochenabbau in einer Umgebung ohne Schwerkraft zusammen.

Mangels Körpergewichts in der Schwerelosigkeit wird das Kalzium der Knochen abgebaut und lagert sich in den Nieren ab. Auf diese Weise, erklärt Antunano, entwickeln sich Nierensteine auf Weltraumflügen mitunter innerhalb weniger Tage.
Anderer Schwerpunkt für professionelle Astronauten
Der medizinische Schwerpunkt, meint der US-Mediziner, sei bei NASA und ESA ein anderer als bei kommerziellen Raumflügen. Während professionelle Astronauten im Hinblick auf eine langjährige Berufstätigkeit auch auf Gesundheitsprobleme untersucht werden, die erst längerfristig auftreten könnten, gehe es bei den Touristen darum, den aktuellen Gesundheitszustand abzuklären, um sicher zu stellen, dass sie den Flug unbeschadet absolvieren können.

Dennoch sei zu bedenken, dass hinkünftig auch längere Allflüge möglich sein könnten. In diesem Fall rücken auch progressive und chronische Langzeiteffekte in den Vordergrund, wie sie für professionelle Astronauten bereits untersucht werden: z.B. der Einfluss kosmischer Strahlung oder auch Muskelschwund durch längeren Aufenthalt im schwerelosen Raum.
Anzahl der Touristen steigend
Für kommerzielle Anbieter von Allflügen in den USA hat der Raumfahrtmediziner bereits mit seinem Institut Richtlinien für die gesundheitlichen Untersuchungen entworfen. Und auf Radio Österreich 1 meinte er, dass der kommerzielle Raumflug tatsächlich ein wachsender Markt sei.

Das zeigt auch die Ankündigung eines nunmehr sechsten All-Touristen. Nach vier US-Amerikanern und einem südafrikanischen Passagier möchte nun der erste russische Weltraumtourist die internationale Raumstation ISS besuchen. Ein Malaie und ein Südkoreaner sollen sich ebenfalls auf einen Start vorbereiten.

Für den Normalverbrauch bleibt so ein extravaganter Ausflug freilich vorerst weiterhin astronomisch - der russische Geschäftsmann und Abgeordnete Wladimir Grusdew zahlt etwa 18 Millionen Euro für die Reise.

Tobias J. Körtner, Ö1 Wissenschaft, 19.9.07
->   Internationaler Kongress für Luft- und Raumfahrtmedizin
->   Civil Aerospace Medical Institute
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Weltraumtourismus
 
 
 
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01.01.2010