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Astronomen beraten bei Kongress im Vatikan  
  Über 200 Astronomen diskutieren derzeit an der Päpstlichen Universität in Rom über die Milchstraße, die Entstehung des Universums und "seltsame Erscheinungen" wie Dunkle Materie und Schwarze Löcher. Wissenschaft und Glaube seien kein Widerspruch, sondern "einander ergänzende Wahrheiten", so ein Forscher am Vatikanischen Observatorium zur britischen BBC.  
So entspannt war das Verhältnis zwischen Kirche und Astronomie nicht immer: Galileo Galilei wurde für seine Verteidigung Nikolaus' Kopernikus, der die Sonne ins Zentrum der Planeten stellte, von der Inquisition verurteilt und blieb Zeit seines Lebens in seiner Forschung eingeschränkt. Erst rund 350 Jahre später wurde Galileo vom Papst rehabilitiert und seine Ansichten für richtig erklärt.
"Keine Angst vor der Wissenschaft"
Warum fördert der Vatikan nach Jahrhunderten des Streits über Religion und Wissenschaft astronomische Forschung? "Er will der Welt sagen, dass die Kirche keine Angst vor der Wissenschaft hat", meint der Jesuit Bruder Consolmagno zur BBC.

Er arbeitet gemeinsam mit zwölf Kollegen am Vatikanischen Observatorium in Castelgandolfo, dem Sommersitz des Papstes, und kuratiert eine der weltweit wichtigsten Sammlungen von Meteoriten, die sich dort befindet.

"Die Kirche will ein Statement abgeben, dass Wahrheit nicht der Wahrheit widerspricht", so Consolmagno weiter: "Wenn der Glaube stark ist, gibt es keine Angst vor den Ergebnissen, die die Wissenschaft hervorbringt."
Schon im 16. Jahrhundert Komitee gegründert
Das Interesse der Kirche an der Astronomie reicht weit bis in das 16. Jahrhundert zurück: Papst Gregor XIII. rief ein Komitee ins Leben, das sich mit den Beiträgen der Wissenschaft zur Kalenderreform 1582 (der Ersetzung der Julianischen durch den Gregorianischen Kalender) beschäftigte.

Die weitere Geschichte ist bekannt: Nach der Auseinandersetzung mit Galileo Galilei dauerte es bis 1789, dass der Papst der eigenen astronomischen Forschung einen starken Impuls durch die Gründung eines Observatoriums verlieh.
Observatorium in Castelgandolfo und Arizona
Die heutige Beobachtungsstation ist zweigeteilt: Die Forschungseinheit befindet sich in Castelgandolfo, 25 Kilometer süd-östlich von Rom. Das Teleskop selbst steht aber in Tucson (US-Bundesstaat Arizona). Die Verlagerung war wegen der starken Lichtverschmutzung in und um Rom notwendig.

[science.ORF.at, 3.10.07]
->   BBC
->   Das Vatikan-Observatorium
->   Pontificia Universita Gregoriana
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01.01.2010