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Fellfarbe: Hunde haben ein Gen mehr  
  US-amerikanische und kanadische Forscher haben ein Gen entdeckt, das offenbar für die Fellzeichnung von Hunden verantwortlich ist. Das Besondere daran: Der Erbfaktor stammt aus einer Genfamilie, die eigentlich mit der Abwehr von Krankheitserregern zu tun hat.  
Das berichtet ein Team um Gregory S. Barsh von der Stanford University in einer aktuellen Studie.
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"A beta-defensin mutation causes black coat color in domestic dogs" von S.I. Candille et l. ist auf der Website von "Science" erschienen (doi: 10.1126/science.1147880).
->   Abstract
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Zwei Pigmente, viele Farben
Ob Haare schwarz, braun oder rot sind, hat mit dem Vorhandensein von Pigmenten zu tun. Sie heißen Melaninen und teilen sich in zwei Gruppen: Die "echten" Melanine sind braun oder schwarz, die sogenannten Pheomelanine sind gelb oder rot.

Auf der genetischen Ebene ist die Sachlage nicht viel komplizierter, denn auch hier gibt es zwei Schlüsselspieler: Das eine Gen, Agouti, ist nach dem südamerikanischen Nagetier Agutis benannt - eines jener Tiere, bei dem der Zusammenhang von Genetik und Fellfarbe recht früh nachgewiesen wurde.

Agouti-Mutationen sind etwa für die schwarze Bänderung des Deutschen Schäferhundes verantwortlich. Oder auch dafür, dass braune Pferde mitunter Rappen, also vollständig schwarze Fohlen bekommen.
Hunde bei der Speichelprobe
 
Bild: Science

Das andere Gen, Mc1r, stellt einen Rezeptor her, der in der Zellmembran von Pigmentzellen sitzt und ebenfalls darüber wacht, welche Farbe Pigmentzellen letztendlich bekommen. Im Jahr 1995 stellten Genetiker fest, dass Rothaarigkeit beim Menschen zumeist auf das Konto dieses Gens geht. 80 Prozent der Rothaarigen tragen eine nicht funktionsfähige Variante von Mc1r in ihrem Erbgut (Nature Genetics 11, 328).

Übrigens auch ein Grund dafür, dass Rothaarige in der Regel recht empfindlich gegenüber UV-Strahlung sind: Melanine werden nämlich nicht nur in den Haaren, sondern auch in Haut und Augen gebildet.
Neues Gen entdeckt
 
Bild: S. Schmutz und J.P. Yousha

Diese Grundbausteine bestimmen bei allen Säugern die Fellfarbe, sei es nun Tiger, Maus oder Mensch. Eine Ausnahme gibt es jedoch, wie nun Genetiker aus den USA und Kanada berichten: Bei Hunden hat offenbar noch ein drittes Gen in dieser Sache etwas mitzureden.

Gregory S. Barsh und seine Kollegen kamen dem Erbfaktor in einer großangelegten Studie auf die Spur, bei der sie 450 Hunde 38 verschiedener Rassen zur Speichelprobe baten. Dabei entdeckten sie ein Molekül, das an den Rezeptor Mc1r bindet und wie ein Schalter für helle oder dunkle Haare wirkt. Es bestimmt beispielsweise die Fellzeichnung der Doggen (Bild oben).
Verbindung zur Immunabwehr
Interessant daran ist, dass das verantwortliche Gen (CBD103) aus der Familie der Defensine stammt, die - der Name sagt es schon - etwas mit Abwehr zu tun hat. Defensine werden in der Regel von Haut- bzw. Schleimhautzellen gebildet und dienen der Verteidigung gegen Bakterien und Pilzen.

Dass Gene aus der immunologischen Abteilung auch etwas mit Fellfarbe zu tun haben, überrascht auf den ersten Blick. Auf den zweiten indes stimmt das mit früheren Studien durchaus überein: Der US-Biologe Clyde E. Keeler entdeckte etwa in den 60er Jahren, dass die Zutraulichkeit bzw. Ängstlichkeit von Füchsen von ihrer Fellfarbe abhängig ist.

Offenbar deswegen, weil die Pigmentproduktion auch mit dem Hormonstatus und sogar der Hirnentwicklung zusammenhängt. So gesehen wäre es nicht verwunderlich, wenn bestimmte Fellmuster von Hunden auch etwas über ihr Immunsystem aussagen würden.

[science.ORF.at, 19.10.07]
->   Gregory S. Barsh - Stanford University
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01.01.2010