News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Experte: Moderne Kunst verändert Denkmuster  
  Neue Entwicklungen in der Kunst verändern nach Meinung eines deutschen Kunstökonomen permanent die menschliche Wahrnehmung und damit unter anderem auch das Kaufverhalten.  
So führte die abstrakte Malerei Menschen weg von konservativen Denkmustern, sagt Michael Hutter von der Universität Witten-Herdecke. Auch Unternehmen machten sich die Wirkung von Kunst vermehrt zunutze.
Beispiel: Die Nierenform von Picasso
Künstlerische Innovationen veränderten konkrete Dinge wie etwa die Form von Gebrauchsgegenständen. So würden Formen attraktiver, nachdem die Kunst sie aufgegriffen habe.

Als Beispiel nannte Hutter Tische in Nierenform aus den 1950er Jahren. Die Nierenform gehe auf die Malerei von Pablo Picasso aus den 30er Jahren zurück.

"Und das, obwohl die Leute in den 50ern noch über Picassos Gemälde gelacht haben", sagte Hutter. "Gleichzeitig war etwas Neues entstanden, das begehrenswert war. So kann ein Mangelgefühl entstehen."
Kombination aus Ästhetik und Leistbarkeit
Derartiger Wandel geschehe heute schneller als früher. Die Übertragungszeiten seien kürzer, der Veränderungswille größer. "Heute versucht man mehr, neue Richtungen zu pushen."

Das führe zu einer Überflutung mit visuellen und musikalischen Erfindungen und zur Kommerzialisierung der Kunst. "Das heißt aber auch, mehr Künstler können von ihrer Kunst leben", betonte Hutter. Kunst müsse aber finanzierbar sein.

"Man braucht eine Kombination aus ästhetischer Überzeugung und finanzieller Plausibilität", erklärte Hutter. "Auch ein gehöriges Maß an Zufall ist wichtig für gesellschaftliche Entwicklungen".
Künstler als Berater von Unternehmen
Eine neue Entwicklung sei, dass Unternehmen Künstler anstelle klassischer Berater engagieren, um Arbeitsprozesse und das Betriebsklima zu verbessern. "Hierarchiestufen verschwinden zum Beispiel beim Musizieren", erklärte der Kunstökonom. Hemmschwellen werden abgebaut und Konflikte unter Kollegen offener angesprochen.

Beliebt sei auch das sogenannte Business-Theater, bei dem professionelle Schauspieler vor den Augen der Angestellten Szenen des Büroalltags nachspielen. "Das hat einen kathartischen Effekt, erst darüber lachen, dann darüber reden."

Michael Hutter wurde für eine Gastprofessur an das renommierte Getty Research Institute in Los Angeles berufen.

[science.ORF.at/dpa, 22.10.07]
->   Michael Hutter, Universität Witten-Herdecke
->   Getty Research Institute
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Kunst
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010