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Neue Theorie: Wie Viren Krebs auslösen  
  Eine neue Krebstheorie eines US-Mediziners besagt, dass Viren eine fatale Selektion im Körper auslösen. Sie töten normale Zellen ab - und fördern das Überleben von gefährlichen Gewebeteilen.  
Mechanismus umstritten
Dass es einen Zusammenhang zwischen Viren und Krebs gibt, ist an sich nicht neu. Medial präsent waren in letzter Zeit etwa HP-Viren und Gebärmutterhalskrebs - vermutlich auch deswegen, weil es hier neue Impfstoffe gibt, die beworben werden wollen. Wie dem auch sei: Über die Art und Weise, wie Viren Krebs auslösen, sind sich die Wissenschaftler keineswegs einig.

Sehr einflussreich ist die Ansicht, dass Viren das Erbgut infizierter Zellen destabilisieren und so die natürlichen Notfallprogramme außer Kraft setzen. Andere Forscher betonen, dass man Entzündungen nicht außer Acht lassen solle, die in der Regel mit Infektionen einhergehen. Auch sie könnten unkontrolliertes Wachstum von Zellen auslösen.
"Die Schlechten ins Töpfchen"
Preet M. Chaudhary von der University of Pittsburgh dreht nun die übliche Argumentation insofern um, als er behauptet: Krebs hat primär etwas mit dem Tod von Zellen zu tun, erst in zweiter Linie mit deren Vermehrung (PLoS ONE Bd. 2, e1067). Zu diesem Schluss kommt er aufgrund einer Untersuchung an Patienten, die am sogenannten Kaposi-Sarkom leiden.

Diese Krebserkrankung wird durch Herpes-Viren ausgelöst, die Chaudharys Ansicht nach im Körper eine Art negative Selektion in Gang setzen. Und zwar, weil sich die Viren vor allem in gesunden Zellen vermehren und sie letztlich damit umbringen. Widerstandsfähiger dürften hingegen jene Zellen sein, deren Genaktivität ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Das hilft ihnen zwar gegen den Virenbefall, hat aber den Nachteil, dass die genetischen Dissonanzen langfristig zu einem Kollaps - Krebs - führen können. Ob diese am Kaposi-Sarkom entwickelte Sicht der Dinge auch für andere Krebsarten gilt, ist allerdings noch offen. Einen knackigen Namen für das neue Modell gibt es jedenfalls schon. Chaudhary nennt es das "Phönix-Paradigma".

Robert Czepel, science.ORF.at, 24.10.07
->   Preet M. Chaudhary
->   Kaposi-Sarkom - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010