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Neandertaler hatten rote Haare  
  Menschen mit roten Haaren und Sommersprossen sind relativ selten. In Mitteleuropa machen sie rund zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Eine Studie zeigt nun: Das war offenbar auch beim Neandertaler so.  
Eine Genvariante in der Neandertaler-DNA weißt darauf hin, dass es bei unserem Verwandten einen kleinen Prozentsatz Rothaariger gegeben hat.
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"A Melanocortin 1 Receptor Allelele suggests Varying Pigmentation Among Neanderthals" von Carles Lalueza-Fox ist auf der Website von "Science" erschienen.
->   Science Express
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Neue Einblicke durch Genanalyse
Bisher war nicht vieles über Aussehen und Eigenschaften des Neandertalers bekannt, da Fossilien nur ein sehr unvollständiges Bild liefern. Aussagen über dessen geistigen Fähigkeiten oder sein Äußeres lassen sich daraus jedenfalls kaum ableiten.

Forscher um Svante Pääbo am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig machen dennoch immer wieder erstaunliche Entdeckungen - und zwar in der DNA des Neandertalers.

So berichteten die deutschen Genetiker erst vor einer Woche, dass der Neandertaler vermutlich ähnlich sprachbegabt war wie der moderne Mensch. Zumindest besaß er die genetische Ausstattung, die dafür notwendig ist (Current Biology, Online-Veröffentlichung). Und jetzt kommt ein weiteres interessantes Detail ans Tageslicht: Mindestens ein Prozent der Neandertaler in Europa hatte möglicherweise rote Haare.
Mutation macht Haut und Haare heller
Nur zwei Prozent der heutigen Weltbevölkerung haben naturrotes Haar - und zwar aufgrund einer Mutation in dem Gen mc1r. Die daraus resultierende Veränderung des entsprechenden Proteins führt dazu, dass die Betroffenen helles Phäomelanin anstatt des dunklen Melanins in Haut, Haaren und Augen tragen. Dadurch haben sie auch eine wesentlich empfindlichere helle Haut und häufig viele Sommersprossen.

Eine Mutation im mc1r-Gen entdeckten die Forscher auch in der Neandertaler-DNA. Allerdings eine, die bislang beim modernen Menschen nicht beobachtet wurde. Die Frage war daher: Was bewirkt diese Mutation?
Rotschopf-These bestätigt
Die Molekularbiologen mussten zunächst ausschließen, dass die Variante durch Verunreinigung der Proben entstanden ist. Das gelang: Hinweise auf moderne menschliche DNA fand sich nämlich nicht.

Tests zeigten später, dass die neu entdeckte Variante im Vergleich zum normalen Gen deutlich weniger aktiv ist. "Genvarianten mit einer ähnlich verringerten Aktivität sind auch beim modernen Menschen bekannt - allerdings aufgrund anderer Mutationen", so Co-Autor Michael Hofreiter vom Leipziger Institut. Was im Klartext bedeutet: Wenn die Aktivität gering ist, werden die Haare nicht braun oder schwarz - sondern eher rot.

[science.ORF.at, 26.10.07]
->   Neandertaler - Wikipedia
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01.01.2010