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Neuro-Knock-out macht Mäuse mutig  
  Japanische Forscher haben bei Mäusen jenen Teil des Riechhirns zerstört, der offenbar angeborene Reaktionen steuert. Folge des Eingriffs: Die Mäuse agierten völlig furchtlos - und kuschelten mit Katzen.  
Arm in Arm
 
Bilder: Ko und Reiko Kobayakawaelta

Obige Sujets erinnern eher an einen Trickfilm aus dem Hause Disney, denn an Neurobiologie. Dennoch: Die Fotos hat Hitoshi Sakano einer Studie beigelegt, die soeben auf der Website des Fachjournals "Nature" erschienen ist (doi: 10.1038/nature0628).

Darin berichtet der Biochemiker von der Universität Tokio, dass es eine auffällige Parallele zwischen dem Geruchssinn und dem Immunsystem gibt. Beide bestehen aus zwei relativ unabhängigen Teilen, einem angeborenen und einem, der auf Erfahrung aufbaut.

In Bezug auf das Immunsystem wusste man das schon lange, beim Geruchssinn hat man bis dato keine eindeutige Trennlinie zwischen diesen Systemen ausfindig gemacht. Aber es gibt eine: Sie liegt im Riechkolben, einem Teil des Großhirns.
Unvorsichtig, aber lernfähig
Sakano und seine Mitarbeiter fanden das durch Versuche heraus, bei denen sie Sinneszellen mit bestimmten Geruchsrezeptoren zerstörten, was wiederum das neuronale Arrangement im Mäusehirn veränderte. Die Tiere konnten dann zwar noch immer riechen, aber eben nur eingeschränkt.

Der Eingriff führte zu äußerst unmäusischem Verhalten: Die Nager fanden den Geruch von verrotteter Nahrung und jenen von Leopardenurin interessant - zwei Düfte, bei denen sie normalerweise sofort das Weite suchen. Andererseits blieben sie durchaus lernfähig und konnten sich das fehlende Vermeidungsverhalten durch entsprechendes Training wieder aneignen.

Schluss der Forscher: Der Neuro-Knock-out hat offenbar nur den auf angeborene Reaktionen spezialisierten Hirnbereich ausgeschaltet. Das erklärt auch, wie die überaus zärtlichen Tierporträts zustande gekommen sind - zumindest aus Perspektive der Maus.

Robert Czepel, science.ORF.at, 8.11.07
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01.01.2010