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Gehirn reift bei Hyperaktivität verspätet  
  Leidet ein Kind unter einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS), könnte das an einer verspäteten Gehirnreifung liegen. Laut US-Forschern sind besonders die Areale für Aufmerksamkeit und Bewegungskontrolle betroffen.  
Mit durchschnittlich drei Jahren Verspätung reifen die betroffenen Regionen. Untermauert sehen die Forscher ihre These dadurch, dass sich die Störung mit der Zeit "auswächst".
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Die Studie "Attention-deficit/hyperactivity disorder is characterized by a delay in cortical maturation" von Philip Shaw (National Institute of Mental Health) und Kollegen erscheint zwischen 12. und 16. November 2007 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen (DOI:10.1073_pnas.0707741104).
->   Zur Studie (nach Erscheinen online)
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Gehirnentwicklung analysiert
Kinder mit ADHS leiden meist unter Konzentrationsstörungen und einem unbändigen Bewegungsdrang. Die Ursache für diese Erkrankung ist bisher unbekannt. Das Forscherteam um Philip Shaw konzentrierte sich bei ihrer Suche auf die Gehirnentwicklung, konkret auf die Dicke der Goßhirnrinde.
Maximale Dicke der Großhirnrinde
446 Kinder und Jugendliche wurden mittels Magnetresonanztomografie untersucht, insgesamt über 40.000 Datensätze ausgewertet. Die Hälfte der Kinder litt an ADHS. Jedes Kind wurde in einem Abstand von drei Jahren mindestens zweimal untersucht.

Interessant war für die Forscher vor allem, wann der Cortex seine maximale Dicke erreicht - dann werden überflüssige Nervenverbindungen wieder abgebaut.
Kinder mit ADHS: Verzögerung von drei Jahren
Es zeigte sich, dass bei den Kindern mit ADHS die Großhirnrinde durchschnittlich im Alter von 10,5 Jahren ihre maximale Dicke erreichte, bei den gesunden Untersuchungspersonen jedoch schon mit 7,5 Jahren.

Am deutlichsten sei die Verschiebung im vorderen Bereich des Gehirns zu beobachten gewesen, schreiben Philip Shaw und seine Kollegen in der Studie. Dort befinden sich jene Zentren, die für Konzentration und Aufmerksamkeit wichtig sind.
Bewegung: Schnelle Entwicklung, späte Kontrolle
Nur das Bewegungszentrum entwickelte sich bei den Kindern mit ADHS sehr schnell, während aber das zuständige Kontrollzentrum aber wiederum "hinterher hinkte". Die Wissenschaftler wollen nun nach den Ursachen für diese Entwicklungsstörung suchen.

[science.ORF.at, 13.11.07]
->   National Institute of Mental Health
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01.01.2010