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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Tourismus: Schnee bleibt unersetzlich  
  Klimaforscher machen immer wieder darauf aufmerksam, dass der Wintertourismus im Zuge des Klimawandels umdenken muss und zusätzliche Angebote für Urlauber machen sollte. Stichwort: Schneemangel. Die Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) hat sich die Region Schladming diesbezüglich genauer angesehen, unterstützt von der Seilbahnwirtschaft.  
Das Ergebnis ihrer Studie: Touristen bevorzugen weiterhin Skifahren, Schnee oder Kunstschnee bleiben damit unersetzlich. Wellness- und andere Angebote werden nur als Notprogramm betrachtet.
Lokale statt pauschale Aussagen
Wissenschaft versus Wirtschaft; Naturschutz versus Tourismus. So werde die Klima-Debatte meist geführt, meint die Expertin für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung von der Wiener Universität für Bodenkultur, Ulrike Pröbstl.

Sie wolle beide Lager verbinden und dazu müsse man von Pauschalaussagen absehen und den Klimawandel kleinräumig betrachten - wie sie am Beispiel Schladming.
Relativ günstige Lage Schladmings
Entgegen allgemeinen Aussagen, dass in Zukunft Schnee nur mehr für Schigebiete ab bestimmten Höhenlagen sicher sei, scheint Schladming relativ günstig zu liegen - zumindest für die Möglichkeit, künstlich zu beschneien:

In der Hauptsaison (Dezember bis Februar) gelte die Talstation sogar als besser geeignet als die Mittelstation, sagt Pröbstl und führt das auf die Inversionslage und die spezielle Topografie des Ennstals zurück.
Zeiträume für Beschneiung werden kürzer
Der Klimawandel sei nicht zu leugnen, das zeige sich in der steirischen Tourismusregion anhand der Beschneiungszeiträume: In den Jahren 1988-2002 war es an deutlich weniger Tagen und Stunden möglich als noch im Zeitraum 1961-1990.

Beschneiungsanlagen funktionieren bei minus drei Grad Celsius, man höre von Kanonen, die auch bei zweistelligen Plusgraden weiße Pracht zaubern können.

Doch was nütze das, wenn der Kunstschnee dann auf der zu warmen Piste wegschmilzt, merkt die Landschaftsentwicklungsexpertin Pröbstl an.
Kunstschnee ab 1.500 Meter Höhe kritisch
Während die Seilbahnwirtschaft keine Umweltschutzbedenken hat (der Wasserhaushalt werde nicht gestört und die modernen Anlagen bräuchten verhältnismäßig wenig Energie), ist der BOKU-Professorin Pröbstl in einem Punkt Kritik am Kunstschnee zu entlocken:

Kunstschnee beurteilt sie zumindest ab einer Höhe von 1.500 Metern kritisch - da könnten Pflanzen aufgrund längerer Entwicklungszeiträume die Belastung durch Kunstschnee nicht mehr so gut wett machen wie in tieferen Lagen.
Keine Alternativen zu Schi & Schnee?
Klimaforscher machen seit langem und immer wieder darauf aufmerksam, dass der Wintertourismus im Zuge des Klimawandels umdenken und zusätzliche oder gar neue Angebote für Urlauber machen sollte.

Bei der Präsentation der Studie am Dienstag war als Antwort auf den Klimawandel aber statt von Wintersport-Alternativen vor allem von Kunstschnee die Rede.

Dabei beruft sich Studienautorin Pröbstl auf eine Meinungsumfrage: Urlauber wollen nicht "Kaffee statt Schnee". Spazierengehen oder Wellness komme für die meisten Befragten nur als ein- oder zweitägiges Notprogramm infrage. Schnee sei eben unersetzlich, so die Studienautorin.
Teure Kunst-Pracht
Für Kunstschnee werden heuer 127 Millionen Euro ausgegeben, sagt Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbandes Seilbahnen bei der Wirtschaftskammer. Und damit dient der Klimawandel letztlich auch als Argument für teurere Lifttickets - die Preise für Schipässe dürften steigen.

Und mit Augenzwinkern schließt der Geschäftsführer der Planai-Hochwurzen-Bahnen, Albert Baier, die Studienpräsentation ab: Trotz Klimawandel hoffe er, dass auch in Zukunft der steirische Wein auf den Pisten getrunken und nicht angebaut werde.

[Anm. Dass Alkohol und Wintersport eine gefährliche Mischung sein können, das ist eine andere Geschichte.]

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 14.11.07
->   Ulrike Pröbstl, Universität für Bodenkultur
Mehr zu dem Thema:
->   Klimaexpertin: Skifahren in Alpen bald Geschichte (16.1.07)
->   OECD-Studie: Klimawandel bedroht Ski-Tourismus (13.12.06)
 
 
 
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01.01.2010