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Pflegende schleppen mehr als Bauarbeiter  
  Die körperliche Belastung von Pflegerinnen und Pflegern erreicht laut einer deutschen Studie jene von Bauarbeitern. Langes Stehen und schweres Heben sind demnach typische Belastungen für die Pflegeberufe.  
Zwei von drei Beschäftigten heben schwere Lasten
Fast jeder und jede Pflegende (93,8%) verrichtet seine Arbeit häufig oder immer im Stehen. Auch das Heben schwerer Lasten - für Frauen mehr als zehn Kilogramm, für Männer mehr als 20 Kilogramm - gehört für zwei von drei Pflegenden (68,2%) zum Berufsalltag, ergab eine repräsentative Befragung in Deutschland.

Hinsichtlich dieser Belastung übertreffen die Beschäftigten in den Pflegeberufen sogar ihre Kollegen im Baugewerbe: Hier muss nur etwa jeder zweite Beschäftigte (54,0%) nach eigenen Angaben häufig schwer heben. In den Pflegeberufen leiden drei von vier Betroffenen (74,4%) unter der Last - deutlich mehr als auf dem Bau: Hier empfindet nicht einmal jeder Zweite (42,8%) das schwere Heben als belastend.
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Erhebung unter 20.000 Erwerbstätigen
Die Erwerbstätigenbefragung 2006 wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und dem Bundesinstitut für berufliche Bildung durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine repräsentative Erhebung unter 20.000 Erwerbstätigen in Deutschland. Durch sie werden Informationen über Tätigkeiten, berufliche Anforderungen, Arbeitsbedingungen und -belastungen, den Bildungsweg und über die Verwertung beruflicher Qualifikationen gewonnen.
->   Weitere Informationen
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Zwangshaltungen belastender als im Baugewerbe
Das Arbeiten in gebückter, hockender, kniender oder liegender Position kommt in Pflegeberufen zwar nicht häufiger vor als im Baugewerbe, wesentlich seltener ist es aber auch nicht: 35,8% der Erwerbstätigen in Pflegeberufen und 41,5% der im Baugewerbe arbeiten häufig in Zwangshaltungen.

Auch hier empfinden mehr Betroffene in Pflegeberufen (63,8%) diese Arbeitssituation als belastender als Bauarbeiter (53,4%).
40 Prozent empfinden Arbeit als psychisch belastend
Die psychische Belastung ist aber dennoch nicht zu unterschätzen, sie macht die insgesamt empfundene Last noch schwerer zu ertragen: Während durchschnittlich etwa jeder zehnte Beschäftigte (10,8%) in Deutschland seine Tätigkeit als "gefühlsmäßig belastende Arbeit" beschreibt, beträgt dieser Anteil in den Pflegeberufen rund 40 Prozent (41,7%).

Zusätzlich müssen oft mehrere Dinge gleichzeitig im Auge behalten werden (Pflege 71,1% - andere Berufe 58,1%). Diese Faktoren tragen sicherlich dazu bei, dass deutlich mehr Beschäftigte in Pflegeberufen (27,0%) das Gefühl haben, häufig an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen, als in anderen Berufen (16,6%).
Belastende Arbeitszeiten
Hinzu kommen belastende Arbeitszeiten: Schichtarbeit ist weit verbreitet, in der Regel wird auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet. Außerdem kennt jeder zweite Beschäftigte Nachtarbeit (51,5%) aus seinem Arbeitsalltag.

Entsprechend klagen Erwerbstätige in Pflegeberufen häufiger über gesundheitliche Beschwerden als andere Beschäftigte, wobei sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen: Insbesondere Schmerzen im Rücken (Männer 57,1%, Frauen 63,7%) und im Nacken-Schulter-Bereich (Männer 46,0%, Frauen 66,3%) werden überdurchschnittlich oft angegeben.
Allgemeines Wohlbefinden leidet
Auch das allgemeine Wohlbefinden der Pflegenden leidet: Pflegerinnen und Pfleger klagen häufiger über allgemeine Müdigkeit/Mattigkeit (58,6%), Schlafstörungen (36,6 %) und Niedergeschlagenheit (28,6%) als Erwerbstätige in anderen Berufen.

[science.ORF.at/IDW, 16.11.07]
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01.01.2010