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"Abnehmpille" könnte Depressionen auslösen  
  Eine "Abnehmpille" könnte sich nicht nur auf das Gewicht von Patienten, sondern auch auf den Gemütszustand auswirken. Forscher sprechen von einem "erhöhten Risiko für schwere psychische Probleme".  
Der Wirkstoff Rimonabant, der vom Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis unter dem Markennamen "Acomplia" auf den Markt gebracht wurde, bewirkt laut Studie zwar eine im Vergleich zu einem Scheinmedikament um 4,7 Kilogramm größere Gewichtsabnahme.

Dafür brachen aber 2,5-mal mehr Patienten die Behandlung wegen Depressionen ab, dreimal mehr stiegen wegen Angstzuständen aus. Das Medikament wurde erst vor eineinhalb Jahren in Europa zugelassen, in den USA wurde ein derartiger Antrag abgelehnt.
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Die Studie "Efficacy and safety of the weight-loss drug rimonabant: a meta-analysis of randomised trials" von Arne Astrup und Kollegen ist am 17. November 2007 in "The Lancet" erschienen (Band 370, S. 1706-1713).
->   "The Lancet"
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Vergleich Medikament und Placebo
Arne Astrup von der Abteilung für Ernährung der Universität Kopenhagen und die Co-Autoren werteten mehrere klinische Studien mit Rimonabant aus. Sie fassten die Hauptresultate der Untersuchungen zusammen, an denen insgesamt 4.105 Patienten teilgenommen hatten.

In den Studien war die Einnahme von 20 Milligramm des Wirkstoffes mit der Einnahme eines Scheinmedikaments (Placebo) verglichen worden.
Depressionen, Angstzustände und Selbstmord
Die Wissenschaftler über ihre Ergebnisse: "Nach einem Jahr hatten die Patienten, welche Rimonabant eingenommen hatten, im Vergleich zu den Personen mit Placebo eine um 4,7 Kilogramm stärkere Gewichtsabnahme. Rimonabant aber verursachte signifikant mehr Nebenwirkungen als das Placebo (plus 40 Prozent, Anm.) (...).

Patienten, denen Rimonabant verabreicht worden war, stiegen 2,5-mal häufiger wegen Depressionen aus der Behandlung aus. Zusätzlich bewogen auftretende Angstzustände dreimal mehr Patienten als in der Placebo-Gruppe, mit der Therapie aufzuhören." Die US-Arzneimittelbehörde FDA hätte auch schon Hinweise dafür gefunden, dass es unter Rimonabant-Benutzern zu mehr Selbstmorden gekommen sei.
Blockade von Rezeptoren könnte schuld sein
Der Rat der Experten: "Wir empfehlen eine besondere Aufmerksamkeit durch die behandelnden Ärzte bezüglich dieser potenziell schweren psychiatrischen Nebenwirkungen." Rimonabant enthält einen Wirkstoff, der auf die Cannabinoid-Rezeptoren vom Typ 1 hemmend wirkt.

Es könnte sein, dass bei der Blockade dieser Rezeptoren für körpereigene Cannabinoide deren stimmungsaufhellender Effekt nicht mehr zum Tragen kommt und dadurch die negativen Gefühlszustände auftreten.

[science.ORF.at/APA, 16.11.07]
->   Mehr über Rimonabant (Wikipedia)
Mehr über Rimonabant in science.ORF.at:
->   Eine Pille gegen Fettleibigkeit und Rauchen (11.3.05)
 
 
 
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01.01.2010