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ÖNB: Römische Straßenkarte ist Weltkulturerbe  
  Die "Tabula Peutingeriana" der Nationalbibliothek (ÖNB) ist die einzig erhaltene Straßenkarte des Römischen Reiches in der Spätantike. Sie wurde nun in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen.  
Am Montagabend wird sie deshalb einmalig einer ausgewählten Öffentlichkeit präsentiert. Die fast sieben Meter lange, aber nur etwa 30 Zentimeter breite Karte zählt zu den wertvollsten Objekten der Handschriftensammlung der ÖNB.
Zeigt "zivilisierte Welt" des fünften Jahrhunderts
"Die Tabula Peutingeriana ist ein sehr gutes Beispiel für den unschätzbaren Wert der ehemaligen Hofbibliothek", erklärte Generaldirektorin Johanna Rachinger bei einer Pressekonferenz am Montag.

Die Tafel, die im 12. oder 13. Jahrhundert als Kopie eines spätantiken Originals angefertigt wurde, ist nach ihrem ehemaligen Besitzer Konrad Peutinger benannt. 1720 gelangte sie in den Besitz Prinz Eugens und zwanzig Jahre später in die kaiserliche Hofbibliothek.

Die Tabula bildet "die gesamte zivilisierte Welt" des vierten oder fünften Jahrhunderts ab, wie Rachinger erläuterte. Von Spanien bis Indien, von Großbritannien bis Nordafrika - was für den heutigen Betrachter allerdings gar nicht leicht zu erkennen ist.
Rom liegt in der Mitte
 
Bild: APA

Denn die gewohnte nördliche Ausrichtung von Landkarten ist hier gegen eine überwiegend östliche eingetauscht - anders wäre das Zusammenpferchen auf 34 Zentimeter Breite wohl auch nicht möglich gewesen.

Das Mittelmeer wird also zu einem schmalen Wasserstreifen, der Italien waagrecht von der nordafrikanischen Küste trennt, während die im Osten liegenden Länder oberhalb des Adria-Steifchens angeordnet sind.

Ein Trick, der neben der kompakten Form der Karte auch zur Folge hat, dass Rom - wie könnte es anders sein - in der Mitte liegt. Eben dort, wo alle Wege hinführen.
4.000 Orte eingezeichnet
"Diese Karte hatte allerdings keinen repräsentativen Nutzen, sondern wurde wirklich verwendet", erklärte Andreas Fingernagel, der Direktor der Handschriftensammlung. Mit der schematischen Darstellung der wichtigsten Verkehrswege ergänzte sie die schriftlichen Wegbeschreibungen, an denen sich Reisende orientierten.

Etwa 4.000 Orte, von denen heute nicht einmal die Hälfte rekonstruiert werden kann, sind verzeichnet. Dass dabei wichtige christliche Pilgerorte keinen besonderen Stellenwert genießen, lasse darauf schließen, dass der mittelalterliche Abzeichner des Originals keine christianisierenden Ziele, sondern eine tatsächliche historische Wiedergabe anstrebte.
Seltene Ausstellung des Originals
Zur besseren Orientierung wurde schon 1976 ein Faksimile herausgegeben - mit einem ausführlichen Ortsregister und Koordinatensystem. Das Original gibt es im Normalfall nämlich gar nicht zu sehen, zu empfindlich ist es gegenüber dem Tageslicht.

Nur zum heutigen Festakt ist es einmalig im Camineum der ÖNB ausgestellt, und eine neue Faksimileausgabe ist in Planung.

Schließlich hat Österreich mit der die Aufnahme der Tabula in die Liste des Weltdokumentenerbes durch das "Memory of the World"-Programm bereits zehn Eintragungen zu verzeichnen und steht so gemeinsam mit Deutschland an der Spitze der 59 vertretenen Staaten.

[science.ORF.at/APA, 26.11.07]
->   ÖNB
->   Memory of the World (UNESCO)
 
 
 
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01.01.2010