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Venus und Erde: Gleich und doch verschieden  
  Die Venus ist - trotz ihrer extremen Klimabedingungen - der Erde ähnlicher als gedacht: Auch in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten gibt es Blitze und vergleichbare Luftströmungen an den Polen.  
Für die augenfälligen Unterschiede der Atmosphären dürfte in erster Linie das fehlende Magnetfeld der Venus verantwortlich sein. Das geht aus neuen Daten der europäischen Raumsonde "Venus Express" hervor.
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Zu diesem Thema sind in der aktuellen Ausgabe des britischen Fachblatts "Nature" gleich neun Artikel erschienen. An dem Forschungsprojekt waren auch Mitarbeiter des Instituts für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) beteiligt.
->   Focus: Venus Express
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500 Grad und Wolken aus Schwefelsäure
Die Venus ist mit 12.100 Kilometern Durchmesser fast genauso groß wie die Erde und hat fast dieselbe Schwerkraft. Sie kreist in knapp 225 Tagen um die Sonne, dreht sich allerdings nur sehr langsam um die eigene Achse, so dass ein Venustag mit 243 Erdentagen länger ist als ein Venusjahr. Auf unserem Nachbarplaneten herrschen höllische Temperaturen von etwa 500 Grad Celsius, und in der dichten Atmosphäre hängen Wolken konzentrierter Schwefelsäure.

Trotz dieser offensichtlich unwirtlichen Bedingungen dürften einander Erde und Venus vor allem in der "Jugendphase" sehr ähnlich gewesen sein. Beispielsweise besitzen beide Planeten in etwa die gleiche Menge des Treibhausgases Kohlendioxid.

Während auf der Erde jedoch ein guter Teil davon etwa in Form von Karbonaten in der Erdkruste, in Korallenriffen oder Lebewesen gebunden ist, existiert es auf der Venus weiterhin als dominierendes Gas in der Atmosphäre und erzeugt das extreme und lebensfeindliche Treibhausklima.
Dynamo der Venus steht still
 
Bild: EPA

Einem weiteren, entscheidenden Unterschied zwischen Venus und Erde haben die Weltraumexperten während der Mission genau auf den Zahn gefühlt. Die Erde hat bekanntlich ein Magnetfeld, die Venus hingegen nicht.

"Für ein Magnetfeld benötigt ein Planet zwei Dinge", erklärt Wolfgang Baumjohann, Leiter des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW, gegenüber science.ORF.at: "Zum einen benötigt man leitfähiges Material, im Fall der Erde etwa einen Eisenkern. Zum zweiten muss sich dieses Material auch bewegen, sonst entsteht kein Dynamoeffekt."

Genau das dürfte bei der Venus eben nicht der Fall sein. Mangels ausreichender Energie bewegt sich im Inneren der Venus nichts, so Baumjohann. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass sie zumindest früher einmal ein Magnetfeld besessen habe.
Fehlender Schutz vor Sonnenwind ...
Ob ein Planet ein Magnetfeld besitzt oder nicht, hat weitreichende Konsequenzen: Es bietet nämlich Schutz vor dem energiereichen Sonnenwind, einem Strom geladener Teilchen, den die Sonne ins All abgibt. Während diese Teilchen bereits von der Magnetosphäre der Erde aufgehalten bzw. umgelenkt werden, dringen sie im Fall der Venus in die Atmosphäre ein.
... bewirkt Wasserverlust
Das dürfte der Grund dafür sein, dass Wasser auf der Venus nur in Spuren vorkommt. Laut Messungen von "Venus Express" verliert die Venusatmosphäre vor allem drei Elemente: Helium sowie die beiden Bausteine des Wassers, Sauerstoff und Wasserstoff.

Das hat mit dem Eindringen des Sonnenwindes zu tun, erklärt Baumjohann: "Man muss sich das so vorstellen wie bei Wind und Wellen. Stetiger Wind führt zur Bildung von Gischt, die sich von der Wasseroberfläche wegbewegt. Etwas Ähnliches passiert, wenn der Sonnenwind in die Venusatmosphäre eindringt."

Ein weiteres Detail der Mission: Offenbar blitzt es auch auf unserem Nachbarplaneten. Baumjohann: "Sehen kann man diese Entladungen wegen der dichten Atmosphäre der Venus nicht, wir konnten sie aber anhand der magnetischen Wellen messen."

[science.ORF.at, 29.11.07]
->   Venus Express
->   Institut für Weltraumforschung
->   Venus - Wikipedia
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Das Wetter auf der Venus: 460 Grad, 90 Atmosphären
->   "Venus Express" sendet erstmals Bilder
 
 
 
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01.01.2010