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Angst vor dem Zahnarzt kann geheilt werden  
  Wer Angst hat vor dem Zahnarzt, dem könnte schon bald geholfen werden. Deutsche Psychologen glauben mittels einfacher Therapie die "Zahnbehandlungsphobie" beheben zu können.  
"Studien belegen, dass wir bei einem Großteil der Betroffenen eine solche Phobie mit drei bis vier psychotherapeutischen Sitzungen zumindest erheblich lindern können, so dass eine Zahnarztbehandlung für die Betroffenen wieder möglich wird", erklärte Stephan Doering, Psychosomatiker vom Universitätsklinikum Münster (UKM), in einer Aussendung.
Symptome wie bei Posttraumata
Wissenschaftler fanden heraus, dass Patienten mit einer krankhaften Angst vor der Zahnbehandlung sehr oft eine für sie belastende Situation bei einem Zahnarztbesuch - meist in der Kindheit - erlebt haben. Darüber hinaus zeigt ein Teil der Betroffenen einige der Symptome, die auch Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung haben.

Diese Menschen leiden unter Alpträumen, die Erinnerung an die traumatisierende Situation läuft plötzlich und unkontrolliert immer wieder vor dem inneren Auge ab, Reizbarkeit und Ängstlichkeit verstärken sich über die Jahre.

Die Folge: Alles, was mit der Belastung zu tun hat, wird vermieden. Relativ erfolgreich behandelbar sind solche Traumaerfahrungen mittels EMDR-Therapie. Dabei geht es darum, die beiden Gehirnhälften mittels Augenbewegungen abwechselnd zu stimulieren, nachdem zuvor die traumatischen Erinnerungen hervorgerufen wurden.
Erinnerung und Stimulation beider Gehirnhälften
 
Bild: Universitätsklinikum Münster

Und genau diese Form der Traumabehandlung machen sich die Wissenschaftler am UKM jetzt zunutze. Denn was Traumapatienten hilft, könnte auch bei Zahnbehandlungsphobie wirken.

30 Betroffene suchen Doering und sein Team jetzt. In drei Sitzungen von jeweils 90 Minuten lernen die Teilnehmer zunächst, sich zu entspannen und das Gefühl innerer Sicherheit zu erleben. Danach folgt das Kernstück der Behandlung, die Erinnerung an die belastende Erfahrung und die Augenbewegungen.

Hierzu lässt der Therapeut seinen Finger vor den Augen des Patienten hin und her wandern. Dieser folgt dem Finger mit dem Auge und stimuliert so abwechselnd beide Gehirnhälften.

Untersuchungen in Holland haben gezeigt, dass bei den dortigen Patienten die Dramatik der inneren Bilder nachließ, Angst und Panik bauten sich ab, die Vorstellung, zum Zahnarzt zu gehen, verlor schon während der Behandlung an Schrecken.

[science.ORF.at, 30.11.07]
->   Universitätsklinikum Münster
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Angst vor dem Zahnarzt bei Frauen häufiger? (21.6.05)
 
 
 
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01.01.2010