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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 
US-Forscher: Scheiden tut auch der Umwelt weh  
  Sich scheiden zu lassen, ist laut US-Forschern schlecht für die Umwelt. Trennen sich zwei Menschen, entstehen zwei Haushalte, in denen mehr Energie und Wasser verbraucht wird als in der gemeinsamen Unterkunft. Wissenschaftler haben die Auswirkungen steigender Scheidungsraten auf die Umwelt in Zahlen gegossen: Allein in den USA wären im Jahr 2005 73 Milliarden Kilowattstunden Strom weniger verbraucht worden, hätte es keine geschiedenen Ehepaare gegeben.  
Jianguo Liu und Eunice Yu von der Michigan State University verknüpften die Daten von Sozialforschern zur gesellschaftlichen Dynamik von Scheidungen mit Umweltindikatoren. Sie plädieren dafür, bei Diskussionen über den Klimawandel auch über den Trend zu Scheidungen zu sprechen.
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Die Studie "Environmental impacts of divorce" erscheint zwischen 3. und 7. Dezember 2007 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Doi:10.1073_pnas.0707267104).
->   Zur Studie (sobald online)
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Steigende Scheidungsraten rund um den Globus
 
Bild: PNAS

Verliebt, verlobt, verheiratet - und dann wieder geschieden: Mit diesen Schlagwörtern lässt sich das Beziehungsleben von immer mehr Menschen beschreiben. Nicht nur in industrialisierten Staaten wie den USA gehören gescheiterte Ehen bereits zum Alltag. Der Trend macht auch vor Schwellenländern wie China und Südafrika nicht Halt.

Im globalen Maßstab wächst die Zahl der Haushalte deutlich schneller als die Bevölkerung - ein Grund dafür sind Scheidungen. In den USA wurden 1970 fünf Prozent aller Haushalte von Geschiedenen geführt, im Jahr 2000 waren es bereits 15 Prozent (15,6 Millionen in absoluten Zahlen). Auch für China, wo Scheidung noch eher ungewöhnlich ist, präsentieren Liu und Yu überraschende Zahlen: Zwischen 2004 und 2006 stieg die Zahl der Scheidungen von 1,6 auf 1,9 Millionen.
->   Artikel zu Scheidungen in China
Unökologische Scheidungen
Obwohl es zahlreiche Studien zum gesellschaftlichen Impact dieser Entwicklung gebe, habe noch kaum jemand über die Auswirkungen auf die Umwelt nachgedacht, begründen die Forscher ihr Interesse.

Liu und Yu gingen der Frage, wie unökologisch Scheidungen sind, anhand der Haushaltsgröße, dem Platzbedarf sowie dem Verbrauch von Strom und Wasser nach. Als Fallbeispiele zogen sie insgesamt zwölf Staaten heran: von den USA über China, Mexiko und Spanien bis hin zu Rumänien, Kambodscha und Kenia.
Mehr Wasser und Strom
 
Bild: PNAS

Die blaue Linie steht für Haushalte mit verheirateten Paaren, die pinke für Haushalte von geschiedenen Menschen. Verglichen wurden hier die Ausgaben pro Person und Monat für Wasser und Strom.

Die Analyse zeigte: Geschiedene Menschen brauchen nicht nur 33 bis 95 Prozent mehr Raum als paarweise lebende Zeitgenossen. Sie verbrauchen auch mehr Strom (42 Prozent plus) und Wasser (53 Prozent mehr).

Geschiedene haben laut Studie allein im Jahr 2005 etwa 73 Milliarden Kilowatt-Stunden Strom und 2,4 Billionen Liter Wasser verbraucht, die bei Zusammenleben nicht angefallen wären. 38 Millionen zusätzliche Zimmer mit den entsprechenden Kosten für Licht und Heizung seien nötig gewesen.

In den zwölf analysierten Staaten hätte es zwischen 1998 und 2002 rund 7,4 Millionen weniger Haushalte geben können, wenn die Paare zusammengeblieben wären.
Zusammenziehen und die Umwelt entlasten
Was aber passiert, wenn zwei Menschen noch einmal heiraten und sich wieder einen Haushalt teilen? "Die Auswirkungen auf die Umwelt entsprachen nach einer Übergangsphase wieder jener von erstmalig verheirateten Paaren", so Liu und Yu in einer Aussendung der Universität Michigan.

Sie lassen sich zu einem unromantischen, aber auf Statistik basierenden Rat hinreißen: "Verlieben Sie sich erneut. Zusammenleben bedeutet weniger Zersiedelung und weniger Schaden für die Umwelt."

Elke Ziegler, science.ORF.at, 4.12.07
->   Jianguo Liu (Michigan State University)
->   Eunice Yu (Michigan State University)
Mehr zum Thema Scheidung in science.ORF.at:
->   Scheidungskinder öfter mit Ritalin behandelt (15.6.07)
 
 
 
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01.01.2010