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Zehn Jahre Kyoto-Protokoll: Was kommt danach?  
  Kyoto - der Name hat Chancen auf den Inbegriff des schlechten Gewissens. Vor genau zehn Jahren haben sich die Industriestaaten auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (eben in Kyoto) verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken.  
In diesen Tagen wird bei der Welt-Klimakonferenz in Bali über ein Nachfolge-Klimaschutzabkommen diskutiert. Vorerst ist man sich nur über die Notwendigkeit einig, nicht über die Art und Weise.
Österreich weit am Ziel vorbei
1997 haben sich die Industriestaaten auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kyoto verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken. Konkret sollen sie im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 verglichen mit dem Jahr 1990 um 5,2 Prozent gesenkt werden. Die EU hat sich ein eigenes Ziel gesetzt: Minus acht Prozent.

Österreich gab sich besonders eifrig und sagte minus 13 Prozent zu. In personam der damalige Umwelt- und nunmehrige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP). Schon damals schien das ein - sagen wir - "ambitioniertes" Ziel zu sein.

Bartenstein argumentiert heute, die Regierung habe damals sogar noch strengere Ziele gehabt, die er auf 13 Prozent "herunter gehandelt" habe. Doch momentan liegt Österreich laut Umweltbundesamt 36 Prozent über dem Kyoto-Ziel.

Um die Lücke zu schließen und Kohlendioxid und Co einzusparen, müsste Österreich den gesamten Verkehr oder die Industrie lahmlegen, rechnet der Wirtschafts- und Klimaexperte Stefan Schleicher vor.
Gemeinsam betroffen, gemeinsam angehen
Appelle und Warnungen hört man auf der Weltklimakonferenz in Bali, aber noch keine Lösungen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ruft die Teilnehmer der Weltklimakonferenz zu ehrgeizigen Maßnahmen auf.

"Wir dürfen unseren Kindern nicht die Zukunft rauben", so Ban Ki-moon. Die reichen Länder sollten technische Fortschritte - Stichwort "saubere Technologien" - mit den ärmeren Ländern teilen. Der Klimawandel betreffe alle, aber nicht alle gleichermaßen: diejenigen, die am wenigsten dafür können, seien am härtesten betroffen.

So betont auch Jacques Diouf, Direktor der Welternährungsorganisation FAO, dass durch Klimawandel und Erderwärmung voraussichtlich noch mehr Menschen hungern müssten: In Sachen Erderwärmung und Klimaschutz müsse die ganze Welt zusammenarbeiten, so Achim Steiner, Chef des UNO-Umweltprogramms.
Erwartungen runterschrauben?
Um eine Lösung zu finden, sind nun bis Freitag 150 Regierungsvertreter und Umweltminister bei der Welt-Klimakonferenz in Bali am Wort. Vielleicht sei die von der EU gewünschte Festlegung auf 25 bis 40 Prozent weniger Treibhausgase bis zum Jahr 2020 noch "zu ambitioniert", meinte UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon vorweg, das müsse später ausgehandelt werden.

Damit ließ er Verständnis für die Haltung der USA erkennen, die eine Festlegung dieses Zielkorridors auf Bali strikt ablehnen. Die EU-Delegationen verlangen eine Festlegung auf ein Ziel für die Verhandlungen über ein neues Klimaabkommen bis 2009 als unerlässlich. Die Marge von 25 bis 40 Prozent bis 2020 hat der Klimarat IPCC empfohlen.

An sich erwartet man von Bali ja ohnehin keine detaillierte Festlegung; aber man hofft zumindest auf ein Grobkonzept für ein neues, internationales Klimaschutz-Abkommen; ein Abkommen, das an das bisherige Kyoto-Protokoll ab dem Jahr 2012 anschließen kann.
Geld für Klimawandel-Folgen
Zumindest eine Einigung gibt es bereits: Ein Fonds soll eingerichtet werden (Anpassungs-Fonds genannt), mit dessen Geldern die Entwicklungsstaaten Maßnahmen finanzieren können, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.

Der Fonds soll mit 300 bis 500 Millionen Dollar bis zum Jahr 2012 dotiert sein. Das wurde am Dienstag aus europäischen Verhandlungskreisen bekannt.

Der Fonds, den vor allem Entwicklungsländer nachdrücklich gefordert hatten, soll demnach von einem Rat mit 16 Mitgliedern verwaltet werden, der im Rahmen des Globalen Umweltfonds (GEF) in Washington eingerichtet wird.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 12.12.07
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01.01.2010