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Schrödingers Erbe: Uni Wien und Tochter streiten  
  Um einen Teil des derzeit in der Zentralbibliothek für Physik der Universität Wien beherbergten Nachlasses des Physik-Nobelpreisträgers Erwin Schrödinger (1887-1961) ist ein juristischer Streit entbrannt.  
Schrödingers uneheliche Tochter und Alleinerbin Ruth Braunizer erhebt laut "Standard" (Ausgabe vom 12. Dezember 2007) Anspruch, die rechtmäßige Besitzerin der Dokumente zu sein.

Dies will die Uni nun per Feststellungsklage klären lassen. Der erste Verhandlungstermin ist für Freitag am Landesgericht Innsbruck angesetzt.
Uni Wien will Rechtssicherheit
Das Rektorat der Universität Wien bestätigte auf Anfrage der APA, im August durch die Finanzprokuratur eine Feststellungsklage eingebracht zu haben. Man wolle "Rechtssicherheit bekommen" und ein gerichtliches Urteil herbeiführen, wer der rechtmäßige Besitzer der Materialien ist.

"Wenn der Rechtsanspruch klar ist, dann wird die Universität die Materialien auch zurückgeben", sagte Johann Jurenitsch, Vizerektor der Uni Wien und verantwortlich für den Bereich Bibliotheken. Allerdings hätten die bei Notaren und Rechtsanwälten eingeholten Gutachten ergeben, "dass erheblicher Zweifel an dem Rechtsanspruch besteht", so Jurenitsch.
Anwalt Noll: "Kein Beweis"
Braunizers Anwalt Alfred Noll sieht "nicht den Funken eines Beweises" dafür, dass die Uni rechtmäßige Besitzerin des Inhalts der ursprünglich 108 Kilogramm schweren Kiste mit Manuskripten ist. Aus den vorgelegten Dokumenten könne er nicht erkennen, dass es "einen rechtmäßigen Übereignungsakt" gegeben hätte.

Nach ersten Gesprächen zwischen Braunizer und der Universität Wien hätte die Uni "schnell und brüsk" weitere Gespräche abgelehnt, so Noll gegenüber der APA. Vizerektor Jurenitsch berichtete von direkten Gesprächen mit Ruth Braunizer und ihrem Ehemann.
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Der Weg von Schrödingers Kiste
Die Kiste mit den Dokumenten fiel zwei Jahre nach dem Tod Schrödingers an die Uni Wien: Im Jahr 1963 sichtete der US-amerikanische Physiker und Wissenschaftshistoriker Thomas S. Kuhn den Nachlass in der Wiener Wohnung der Witwe Schrödingers, ließ sich wichtige Teile davon zur Mikroverfilmung nach Kopenhagen schicken und sandte dann die Kiste nach Absprache mit der Witwe an die Zentralbibliothek für Physik, wie die Zeitung berichtete.
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Zuerst: "Kein Material vorhanden"
Ruth Braunizer wurde auf ihre Anfrage zu diesem Teil des Nachlasses im Jahr 1985 vom damaligen Institutsvorstand Walter Thirring mitgeteilt, dass kein Material vorhanden sei.

Eine erneute Anfrage an den Rektor der Uni im Jahr 2006 mit der Bitte um die Rückgabe der Materialien veranlasste dann die Uni Wien, Rechtsgutachten einzuholen. Im Juli informierte die Uni Wien Braunizer, dass ihrer Forderung die Rechtsgrundlage fehle.
Zeilinger regt Stiftung an
Laut "Standard" spricht sich der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger, Dekan der Fakultät Physik, dafür aus, dass die Republik finanziell großzügig sein sollte, um dieses "erstrangige Kulturerbe" anzukaufen und in eine Stiftung zu überführen.

[science.ORF.at/APA, 12.12.07]
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01.01.2010