News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Räuberischer Pilz in Bernstein entdeckt  
  Forscher des Berliner Naturkundemuseums haben in 100 Millionen Jahre altem Bernstein einen urzeitlichen fleischfressenden Pilz entdeckt. Der räuberische Pilz stellte Fadenwürmern zur Zeit der Dinosaurier klebrige, ringartige Fallen und verdaute seine gefangene Beute.  
Ihre Entdeckung stellt eine Forschergruppe um Alexander Schmidt von der Berliner Humboldt-Universität in der aktuellen Ausgabe von "Science" vor.
...
Die Studie "Carnivorous Fungi from Cretaceous Amber" von Alexander R. Schmidt et al. ist in "Science" (Bd. 318, 14. Dezember 2007, DOI: 10.1126/science.1149947) erschienen.
->   Abstract der Studie
...
Bernstein sorgt für gute Konservierung
Fossile Pilze sind sehr selten und oft nur in Bernstein zu finden. Der Bernstein für die jüngste Untersuchung stammte aus dem Südwesten Frankreichs. Vincent Perrichot, ein französischer Humboldt-Stipendiat, hat die Prachtexemplare nach Berlin gebracht.

"Das sind faszinierende Stücke. Im Bernstein sind auch zahlreiche Insekten bis hin zu einer Maulwurfsgrille eingeschlossen", berichtet Alexander Schmidt vom Berliner Naturkundemuseum, das zur Humboldt-Universität gehört.

Durch die gute Konservierung konnten die Forscher nicht nur die Fangtechnik, sondern auch den gesamten Entwicklungszyklus des räuberischen Pilzes zur Kreidezeit nachvollziehen.
Fadenwürmer als "Nahrungsergänzungsmittel"
 
Bild: Alexander Schmidt/Science

Der Fangring des fleischfressenden Pilzes

Die Fundstücke belegen, dass seine Fallen-Technik bereits zu Zeiten der Dinosaurier ausgeprägt war. Damals war der Pilz Teil des artenreichen, urzeitlichen Bodenökosystems mit vielfältigen Wechselbeziehungen.

So hätten die Pilze bereits vor 100 Millionen Jahren dicht unter der Erdoberfläche eine ökologische Nische genutzt, die es heute noch gibt, so der Wissenschaftler.

Laut Schmidt handelte es sich um passive Fallen. Die Würmer krochen rein zufällig in die von den Pilzen ausgelegten klebrigen Schlingen. Entfernt seien die weitläufigen Fanggeflechte der Pilze im Erdboden mit einem Spinnennetz zu vergleichen.
Auch heute noch räuberische Pilze
Die heutigen räuberischen Pilze, die auch in Mitteleuropa im Waldboden oder in manchen Blumentöpfen wüchsen, hätten sich jedoch anders entwickelt und seien nicht mit der Urzeit-Variante verwandt. Die Fangmechanismen bei fleischfressenden Pilzen seien im Verlauf der Erdgeschichte mehrmals unabhängig voneinander entstanden.

Doch auch heute noch gehören Fadenwürmer zu beliebten "Nahrungsergänzungsmitteln" der fleischfressenden Pilze, besonders in nährstoffarmen Böden.

"Diese Pilze sind wichtig für die Bodenökosysteme, weil sie zur Reduzierung der Fadenwürmer beitragen", erläutert Schmidt.

[science.ORF.at/APA/dpa, 13.12.07]
->   Alexander Schmidt
->   Museum für Naturkunde
Mehr zu Pilzen in science.ORF.at:
->   Pilze nutzen Energie radioaktiver Strahlung (23.5.07)
->   Wurzelpilz macht Wüstenbäume hitzebeständig (14.3.07)
->   Fossile Termitengärten entdeckt (5.12.06)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010