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"Who is Who" von Alt-Wien am Stephansdom  
  Ob Klerus, Adel, Humanist oder reicher Bürger - jeder, der zwischen 1500 und 1900 in Wien Rang und Namen hatte, ließ sich mit einem Grabdenkmal am Stephansdom über den Tod hinaus verewigen.  
Cornelia Plieger vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien untersuchte das "Who is Who" am Stephansdom aus kunsthistorischer Perspektive, berichtet die Online-Zeitung der Uni Wien.
Bis 1732 Friedhof rund um den Stephansplatz
Von Grabesruhe ist heute rund um den Stephansdom nichts mehr zu merken. Bis 1732 befand sich hier der "St. Stephansfreythof", Kaiser Karl VI. ließ ihn aus hygienischen Gründen sperren.
Grabdenkmäler im Inneren des Doms
Die schönsten Grabplatten wurden daraufhin außen am "Steffl" angebracht. Aber auch im Inneren des Doms, an den Langhauswänden und in den Kapellen, findet man Epitaphien - skulpierte Grabdenkmäler, die aus einer Kombination von Inschriften und Reliefbildern bestehen.

Sie wurden von wohlhabenden Bürgern, Ratsherren, Geistlichen und Universitätsprofessoren gestiftet, die der Nachwelt über den Tod hinaus in Erinnerung bleiben wollten.
Todeskult im "Steffl"
Bild: C. Plieger
Grabdenkmal von Bischof Johannes Faber (1541)
"Besonders spannend ist unter anderem, dass sich aus der Darstellung der Reliefs eine grundlegende Wandlung des Todesverständnisses von einer jenseitsbezogenen zu einer eher am Diesseits orientierten Haltung ablesen lässt", erklärt die Kunsthistorikerin Cornelia Plieger.

Während man um 1500 noch demütig dem Jenseits entgegenblickte und Kreuz und Leiden Christi im Vordergrund der Abbildungen standen, ließen sich die "aufgeklärten" Humanisten zu Beginn des 16. Jahrhunderts schon völlig ohne religiöse Symbole abbilden, erklärt Plieger. Im Mittelpunkt dieser Reliefs stand meist der Stifter selbst.
Erstmals vollständige Aufarbeitung
Bild: C. Plieger
Grabdenkmal des Michael Lobenwein und seiner Familie(1585)
"Bis jetzt ist noch keine vollständige Katalogisierung der Stephansdom-Epitaphien aus kunsthistorischer Sicht erfolgt", bemerkt Plieger, "und das, obwohl eine solche nicht nur kunstgeschichtlich, sondern auch historisch und sozialgeschichtlich höchst spannend ist, handelt es sich doch bei den Epitaphien des Stephansdomes gewissermaßen um das 'Who is Who' aus vier Jahrhunderten Wiener Geschichte."

Ein Grabdenkmal zu stiften, konnten sich nur Klerus und Adel, später auch wohlhabende Kaufleute, Bürger und Gelehrte leisten, so die Forscherin.

[science.ORF.at, 17.12.07]
->   Artikel in der Online-Zeitung der Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010