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Top-Wissenschaft 2007: Genvariationen des Menschen  
  Fortschritte in der Genetik des Menschen sind für das Journal "Science" die wichtigste wissenschaftliche Entwicklung des Jahres. Vor allem die Einsicht, dass wir uns genetisch stärker unterscheiden als bisher gedacht, hat es der Redaktion angetan. Grundlage für neue Studien waren ebensolche Techniken, mit denen sich unser Erbgut schneller und billiger sequenzieren lässt.  
Neben der Genetik finden sich in den heurigen Top-Ten von "Science" unter anderem neu geschaffene elektrische Materialien, Fortschritte beim Verständnis des Immunsystems und bessere chemische Katalysatoren.
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Alljährlich kürt "Science" den wissenschaftlichen "Breakthrough of the Year". Wie immer widmet ihm das Journal einen eigenen Bereich auf seiner Website:
->   Breakthrough of the Year 2007
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Venter und Watson im Genprofil
Bild: Joe Zeff Design Inc/Science
Science-Cover
Besonders augenfällig wurden die Fortschritte in der Genetik durch konkrete Beispiele: Neue Verfahren machten es möglich, die vollständigen Genome zweier Menschen binnen einiger Monate statt mehrerer Jahre zu sequenzieren.

Die jeweils rund 3,2 Milliarden Genbausteine von Medizin-Nobelpreisträger James Watson und dem US-Genforscher Craig Venter wurden gelesen und öffentlich gemacht.

In der Abfolge der Genbausteine finden sich von Mensch zu Mensch tausende Variationen, die etwa für Unterschiede in der Aktivität der Gene sorgen. Daraus resultieren auch viele Krankheiten, die sich mit der Analyse der Variationen besser verstehen lassen.
->   Mensch: Mehr Gen-Varianten als angenommen (28.9.07)
->   Craig Venter: Erste persönliche DNA entziffert (4.9.07)
->   Die Grammatik der Gene wird neu geschrieben (14.6.07)
Auch private Sequenzierungen bereits möglich
Noch ist die schnelle Sequenzierungstechnik sehr teuer, sehr aufwendig und sehr weit von der routinierten Anwendung entfernt. Die Fortschritte ließen allerdings die Sequenzierung des Einzelnen möglich erscheinen, heißt es in "Science".

Damit könnte der Mensch bald wissen, welche Varianten zu Sommersprossen, rotem Haar, Pummeligkeit oder der Liebe für Schokolade führen, ergänzt das Journal - oder zu Krebs, Asthma und Diabetes. Diese Aussichten sind für "Science" erheiternd und furchteinflößend zugleich.

Die Firma deCode Genetics bietet dem Privatmann bereits an, das persönliche Risiko für Herzinfarkt und Diabetes aus der eigenen Erbsubstanz herauszulesen.
Ethische Bedenken
Eine Gruppe um Sean McGuire von der Universität von Texas in Houston warnte 2007 in "Science" davor, den Laien mit Veränderungen in seinen Erbanlagen zu konfrontieren, ohne ihm deren Bedeutung und die damit verbundenen Risiken zu erklären.

Bei vielen dieser Mutationen sind die Folgen noch gar nicht bekannt. In anderen Fällen erhöhen sie das Risiko für eine Krankheit vielleicht um ein oder anderthalb Prozent ¬ Laien auf dem Gebiet der Genetik können mit solchen Zahlen meist wenig anfangen.
Platz zwei für reprogrammierte Zellen
Rang zwei der Science-Liste nimmt ein "Triumph" ein, "von dem niemand dachte, dass er so schnell kommen würde", schreibt die Redaktion. Forscher übertrugen nur vier Gene in erwachsene Körperzellen und programmierten sie damit in einen Zustand zurück, der embryonalen Stammzellen sehr ähnlich ist.

Und noch im Dezember wurde bekannt, dass diese sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen in einem Versuch Mäuse von der Blutkrankheit Sichelzellanämie heilten. Derzeit fahnden Forscher nach einer Möglichkeit, die Gene ohne die Hilfe von Viren in menschliche Zellen zu bringen, weil diese Gen-Taxis ein Krebsrisiko bergen.

Wird diese Hürde genommen, könnten sich Forscher darauf konzentrieren, die flexiblen Stammzellen zu den gewünschten Geweben zu machen, um verschlissene Organe zu ersetzen.
->   Erste Therapie mit künstlichen Stammzellen
->   "Jungbrunnen" macht aus Haut embryonale Stammzellen (20.11.07)
Herkunft hochenergetischer Partikel
Platz drei geht an neue Details zur Herkunft extrem hochenergetischer kosmischer Teilchen, die die Erdatmosphäre mit einem wuchtigen Schlag treffen.

Die superenergiereichen Partikel dürften aus "aktiven galaktischen Kernen" (AGN) stammen, stark erleuchteten Regionen im Kosmos, in deren Zentrum ein Schwarzes Loch sitzt.
->   Forscher finden Quelle kosmischer Strahlung (9.11.07)
Von Adrenalin bis Dame-Spiel
Rang vier nimmt die aufwendige Strukturaufklärung eines riesenhaften Biomoleküls ein, des Rezeptors für das Stresshormon Adrenalin.

Dem folgen auf Listenplatz fünf vielversprechende Kombinationen verschiedener Oxide, aus denen sich neuartige, leitfähige Materialien schaffen lassen.

Rang sechs geht an einen ungewöhnlichen Elektronenspin, Platz sieben an die unsymmetrische Teilung von Immunzellen. Dann folgen neue chemische Katalysatoren und die Analyse der Hirnaktivität beim Erinnern und Planen.

Platz zehn nimmt die endgültige Lösung des Brettspiels Dame ein: Wenn keiner der Spieler einen Fehler macht, kommt es unweigerlich zum Unentschieden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 20.12.07]
->   Computer setzt "Dame"-Spiel schachmatt (19.7.07)
Die "Science-Top-Ten" der vergangenen Jahre:
->   2006: Beweis der Poincare-Vermutung
->   2005: Charles Darwin
->   2004: Wasserspuren am Mars
->   2003: Dunkle Energie
 
 
 
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01.01.2010