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Menschwerdung durch Klimawandel?  
  Ein kanadischer Forscher hat eine neue Hypothese zur Entstehung des modernen Menschen vorgestellt. Er meint, wir hätten uns aus dem Neandertaler entwickelt. Möglicher Grund für den Entwicklungsschub: ein urzeitlicher Klimawandel.  
Diese Ansicht ist allerdings stark umstritten. Die Mehrheit der Forscher geht davon aus, dass der Neandertaler nicht direkter Vorfahre, sondern Zeitgenosse von Homo sapiens war - und von diesem bei seiner Wanderung von Afrika nach Europa sukzessive verdrängt wurde.
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"Evidence for declines in human population densities during the early Upper Paleolithic in western Europe" von Eugène Morin wird bis 4.1.08 auf der Website der "Proceedings of the National Academy of Sciences" erscheinen (doi: 10.1073/pnas.0709372104).
->   Abstract (sobald online)
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These: Nahrungsknappheit reduziert Bevölkerung
Eugène Morin von der Trent University nimmt in einer aktuellen Studie an, dass die Wanderung von Afrika nach Europa vor rund 40.000 Jahren äußerst unwahrscheinlich war, weil zu dieser Zeit ein drastischer Klimawandel stattgefunden und für äußerst unwirtliche Wetterbedingungen gesorgt habe.

"Wenn es für Neandertaler schon schwierig war, wie sollte eine andere Population überleben?", stellt der Anthropologe die gängige Lehrmeinung in Frage.

Morin fand jedenfalls heraus, dass in der Zeit von vor 40.000 bis 35.000 Jahren die Vielfalt der Jagdtiere für die Neandertaler drastisch zurückging. Die dadurch entstehende Nahrungsknappheit müsse zu einem Rückgang der Bevölkerungsdichte der Neandertaler geführt haben, meint er. Anlass dafür sind frühre Studien, in denen tatsächlich ein Zusammenhang zwischen ethnografischen Daten und der Verfügbarkeit von Säugetieren während verschiedener Perioden nachgewiesen wurde.
Konsequenz: Genetische Drift
Die Folge dieser Entwicklung könne entweder eine Reduzierung der genetischen Vielfalt bei den Neandertalern gewesen sein, durch die sich seltene Genmutationen durchsetzen konnten. Fachleute nennen so etwas genetische Drift. Möglicherweise habe der Klimawandel die Neandertaler auch gezwungen, sich als Jäger und Sammler über weitere Regionen zu verteilen.

Komplexere Werkzeuge und Höhlenmalereien könnten dadurch verbreitet worden sein, vermutet Morin. "Es bleibt ein Rätsel, warum all diese Veränderungen zugleich auftraten, aber ich glaube nicht, dass sie etwas mit der Wanderung des Menschen zu tun haben", so Morin.

[science.ORF.at/APA/AFP, 2.1.08]
->   Neandertaler - Wikipedia
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01.01.2010