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Neuer Zyklus der Sonnenaktivität hat begonnen  
  Der am 4. Jänner 2008 erstmals zu sehende Sonnenfleck Nummer 10981 zeigt den Beginn des 24. Zyklus der Sonnenaktivität an, der zirka elf Jahre andauern wird. Sonnenflecken sind als dunkle Stellen auf der Sonnenoberfläche zu sehen.  
Umgekehrte Polarität und anderer Ort
Neue Sonnenzyklen beginnen mit Sonnenflecken umgekehrter magnetischer Polarität zu denen des vorangegangenen Zyklus.

Sie befinden sich außerdem zwischen dem 25. und 40. Breitengrad der Sonne, während jene der letzten Aktivitätsperiode in Äquatornähe zu beobachten waren. Erst mit dem Fortschreiten der Aktivitätsperiode wandern die Flecken dann in Richtung Äquator.
Auftreten neuer Flecken wurde bereits erwartet
Während des letzten Aktivitätsminimums im vergangenen Jahr konnten Astronomen tagelang eine fleckenfreie Sonne beobachten, die als makelloser gelb-oranger Ball erschien. Das Auftauchen eines dunklen Flecks in einer Sonnenregion abseits des Äquators war schon erwartet worden.

Bereits Mitte Dezember hatte das satellitengestützte Observatorium SOHO (Solar and Heliospheric Observatory) einen Bereich mit getauschter Polarität festgestellt. Dieser entwickelte sich allerdings zu keinem mit Teleskopen sichtbaren Sonnenfleck.
Beginn des 24. Zyklus
 
Bild: SOHO (ESA/NASA)

Der Sonnenfleck Nummer 10981 zeigt den Beginn des 24. Zyklus der Sonnenaktivität an.
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Solar and Heliospheric Observatory (SOHO)
Das SOHO ist ein Gemeinschaftsprojekt der ESA (European Space Agency) mit der NASA (National Aeronautics and Space Administration, USA). Es wurde am 2. Dezember 1995 in die Erdumlaufbahn geschossen und befindet sich 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Im Jahr 2007 verlängerten ESA und NASA dessen Mission bis zumindest 2009. SOHO liefert täglich aktuelle Aufnahmen der Sonne und trägt damit wesentlich zur Vorhersage von Sonneneruptionen und -stürmen bei.
->   SOHO
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Auswirkungen der Sonnenaktivität
Bis 2011/12 wird nun die Sonnenaktivität langsam ansteigen. Wie stark das Maximum ausfällt, gibt es unterschiedliche Vermutungen. Einige Wissenschaftler erwarten eine sehr starke Sonnenaktivität mit beträchtlichen Auswirkungen auf die Erde.

Während des vorletzten Sonnenfleckenmaximums 1989 waren zeitweise mehr als 150 Sonnenflecken gleichzeitig zu beobachten. Sind viele solcher Regionen auf der Sonne vorhanden, können sich leicht zwei gegenläufig gepolte Magnetfeldlinien verbinden und die dadurch frei werdende Energie an den Raum abgeben.
Störungen im Erdmagnetfeld
Erfolgt ein derartiger Ausbruch in Richtung Erde, führt dies zu empfindlichen Störungen im Erdmagnetfeld.

Dies hat dann nicht nur bis in unsere Region schön anzusehende Polarlichter zur Folge, sondern auch Störungen an Satelliten, im Funkverkehr, bei elektrischen und Hochspannungsanlagen.
Stromnetz brach zusammen
So brach beispielsweise nach einer gigantischen Sonneneruption im März 1989 durch elektromagnetische Störungen das Netz des kanadischen Energieversorgers Hydro-Quebec zusammen.

Der wirtschaftliche Schaden betrug mehrere hundert Millionen Dollar und sechs Millionen Menschen waren neun Stunden ohne Elektrizität.
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Sonnenflecken
Sonnenflecken zeigen im sichtbaren Licht die aktivsten Regionen der Sonne an. Gegenüber der Oberflächentemperatur der Sonne von 6.000 Grad Celsius beträgt jene im Kern eines Sonnenflecks nur etwa 4.000 Grad Celsius. Aufgrund des Temperaturkontrastes erscheinen diese Regionen deshalb dunkel bis schwarz. Sonnenflecken beginnen als Einzelflecken und weiten sich meist zu Gruppen aus. Da sie sich auf der Oberfläche mitbewegen, kann man die Rotation der Sonne beobachten. Manche sind so groß, dass man sie mit bloßen Augen sehen könnte - etwa bei Sonnenuntergang. Allerdings sollte man niemals mit ungeschützten Augen in die Sonne sehen, sondern Sonnenfinsternisbrillen oder andere Filter verwenden.
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Viele Sonnenflecken
 
Bild: SOHO (ESA/NASA)

Die Sonnenoberfläche mit vielen Sonnenflecken, aufgenommen im März 2001.
Berichte über die Beobachtung von Sonnenflecken
Erstmals wurde im Jahr 28 vor Christus in China über Sonnenflecken berichtet. Mit der Erfindung des Teleskops im 17. Jahrhundert begann die systematische Beobachtung der dunklen Sonnenstellen. Über deren Ursprung herrschten die unterschiedlichsten Vermutungen - u.a. wurden noch unentdeckte Planeten und hohe Wolken dafür verantwortlich gemacht.

Galilei vertrat dann die Ansicht, dass es sich dabei um Strukturen direkt auf der Sonnenoberfläche handle. Später erkannten Astronomen die periodische Häufung der
Sonnenflecken. Die kürzeste seither beobachtet Periode dauerte neun, die längste 14 Jahre.
Geplante Forschungssonden zur Sonne
Für das Jahr 2012 plant China den Start von drei Sonden, die das Sonne-Erde-System genauer untersuchen werden. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA will 2015 eine Sonde starten, die sich der Sonne bis auf 45 Sonnenradien (etwa 30 Millionen Kilometer) nähern soll und dabei Strukturen von 100 Kilometern Größe auflösen könnte.

Manfred W.K. Fischer, 8.1.2008
->   SpaceWeather.com - News about the Sun-Earth environment
Weitere Artikel zur Sonnenaktivität auf science.ORF.at:
->   Sonne gibt Temperaturtakt auf Erde vor
->   Sonne, Eis und Staub - Wie Sonnenflecken und Vulkane das Klima steuern
 
 
 
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01.01.2010