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Gähnen und Lächeln steckt auch Orang-Utans an  
  Gähnen steckt an, Lächeln wird mit einem Lächeln belohnt - diese typisch menschlichen Verhaltensmuster haben deutsche Forscherinnen erstmals bei Orang-Utans dokumentiert.  
Im Spiel imitieren die Menschenaffen die Mimik ihrer Artgenossen innerhalb weniger Sekunden. "Bisher wurde der Mechanismus der emotionalen Ansteckung als menschenspezifisch angesehen", erklärte Elke Zimmermann, die die Untersuchung von Marina Davila Ross am Zentrum für Neurowissenschaften der Tierärztlichen Hochschule Hannover betreut hat.
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Die Studie "Rapid facial mimicry in orangutan play" ist in den "Biology Letters" der britischen Royal Society erschienen (Band 4, Nummer 1, DOI:10.1098/rsbl.2007.0535).
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Unklar, ob angeboren oder erlernt
 
Bild: Marina Davila Ross

Für die Studie analysierten die Verhaltensforscherinnen das Spielverhalten von 25 Orang-Utans im Alter von zwei bis zwölf Jahren in verschiedenen Zoos und einem Rehabilitationszentrum.

Die moderne Videotechnik habe eine sekundengenaue Auswertung möglich gemacht, sagte Zimmermann. Unklar sei weiterhin, ob das Verhalten angeboren oder erlernt sei.
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Bewusste Nachahmung mit einem Jahr
Menschen-Babys imitierten den Gesichtsausdruck ihrer Eltern bereits etwa 14 Tage nach ihrer Geburt, verlernten diese Fähigkeit allerdings wieder. Erst im Alter von etwa einem Jahr ahmen Kleinkinder die Mimik ihres Gegenübers bewusst nach. Der Mechanismus der emotionalen Ansteckung ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen die Gefühle anderer verstehen, sich in sie hineinversetzen und Mitgefühl entwickeln können.
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Nicht alle Tiere kopierten
In der Untersuchung kopierten allerdings nicht alle Affen einer Gruppe die Mimik eines potenziellen Spielpartners. Die Forscherinnen vermuten deshalb, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen, etwa der Bekanntheitsgrad der Tiere untereinander.
Einfühlungsvermögen und Ich-Bewusstsein
Britische und japanische Forscher hatten zuvor bereits gezeigt, dass sich auch Schimpansen und Stummelschwanzmakaken von Gähnen anstecken lassen.

Sie werteten die Beobachtung als weiteren Beleg für die Annahme, dass Schimpansen und vermutlich auch andere Menschenaffen sowohl Einfühlungsvermögen als auch ein ausgeprägtes Ich-Bewusstsein besitzen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 16.1.08]
->   Tierärztliche Hochschule Hannover
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Empathie: Eine Frage des eigenen Könnens (3.10.07)
->   Auch Schimpansen finden Gähnen ansteckend (21.7.04)
->   Sind auch Tiere zur Empathie fähig? (29.4.04)
->   Die Neurobiologie der Empathie (9.4.03)
 
 
 
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01.01.2010