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Neuer Durchbruch: Leber- in Stammzellen umgewandelt  
  Wieder eine Erfolgsmeldung von der Forschungsfront in Sachen Stammzellen: Japanische Forscher haben Leber- und Magenzellen zu einer Art embryonaler Stammzellen reprogrammiert. Mäuse, denen diese eingepflanzt wurden, erkrankten nicht wie bei einem früheren derartigen Versuch an Krebs.  
Zugleich zeigten die neuen Zellen so viele Eigenschaften embryonaler Stammzellen wie keine auf diese Weise umgewandelten Zellen zuvor, berichtet ein Team um Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto. Yamanakas Team hat innerhalb von knapp drei Monaten nun bereits die dritte wegweisende Studie zur Reprogrammierung von Körperzellen veröffentlicht.
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Die Studie "Generation of Pluripotent Stem Cells from Adult Mouse Liver and Stomach Cells" ist auf der Website von "Science" erschienen (doi: 10.1126/science.1154884).
->   Science
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Bis jetzt keine krebskranken Mäuse
Die Wissenschaftler hatten in diesem Fall Zellen verwendet, die Leber und Magen auskleiden (Epithelzellen), anstatt wie bislang Hautgewebe. Diese Zellen programmierten sie wie bereits im November mit Hilfe von vier eingeschleusten Genen (namens Oct 3/4, Sox2, Klf4 und c-Myc) zurück, und erhielten sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS). Diese verhielten sich nahezu wie embryonale Stammzellen.

Als sie die Zellen in Mausembryonen spritzten, entwickelten sich daraus Tiere, die aus beiden Zellarten bestanden. In keinem Fall erkrankten die Mäuse an Krebs, allerdings starben einige vor der Geburt. Mit Stammzellen wollen Mediziner einmal zerschlissenes Gewebe ersetzen und etwa Parkinson oder Diabetes heilen.
Klinische Versuche noch entfernt
"Es wird noch Jahre von Grundlagenforschung brauchen, bevor wir in der Lage sind, mit iPS-Zellen Patienten zu behandeln", betonte Yamanaka. Er arbeite jedoch mit Hochdruck daran. "Die Bedeutung der iPS-Zellen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagte der Entwicklungsbiologe Michael Kessel vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen auf Anfrage.

Die Arbeit mit embryonalen Stammzellen werde nun jedoch keinesfalls überflüssig: "Solche Forschung können nur diejenigen machen, die mit embryonalen Stammzellen als Referenzzellen arbeiten."

Yamanakas Team hatte zwar im November schon Hautzellen als erste weltweit mit Hilfe von vier Genen (Oct 3/4, Sox2, Klf4, c-Myc) in iPS-Zellen verwandelt. Diese lösten nach dem Einsetzen in neue Lebewesen jedoch Krebs aus. In einem weiteren Versuch verzichtete die Gruppe auf das Gen c-Myc und schleuste nur drei Erbanlagen ein. Die Versuchstiere bekamen zwar kein Krebs, aber die Zellen glichen nicht so stark den embryonalen Stammzellen wie die nun gewonnenen.
"Da geht eine Rakete ab"
Yamanaka nutzte in der neuen Studie nicht nur andere Ausgangszellen, sondern auch einen besonderen Mechanismus zur Anreicherung der iPS-Zellen. Vier Wochen nachdem er die aus Leber-und Magenzellen gewonnenen Stammzellen in Mäuse gespritzt hatte, entstanden in den Tieren daraus unter anderem Nerven- und Muskelgewebe sowie Knorpel.

Die exakte Ursache, warum bei dem Verfahren trotz der Übertragung von wiederum vier Genen kein Krebs entsteht, ist noch unbekannt. Folgende Faktoren könnten eine Rolle spielen: Die Forscher nahmen andere Ausgangszellen und das Erbgut der Viren, die die Gene im Labor übertragen, wird weniger häufig in das Erbgut der Leber- und Magenzellen eingebaut.

"Es gibt keinen Hinweis, dass das Virengenom an eine Stelle gelangt, wo es Tumore auslöst", erläuterte Kessel. "Die Arbeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Da geht eine Rakete ab."

[science.ORF.at/dpa, 15.2.08]
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01.01.2010