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Auch Fische halten Winterschlaf  
  Ein internationales Forscherteam hat erstmals bei Fischen eine Art Winterschlaf beobachtet: Der Antarktisdorsch Notothenia coriiceps legt ihnen zufolge im Winter seinen Stoffwechsel gezielt auf Eis.  
Die Fische verringerten ihren Herzschlag, senkten den Energieverbrauch erheblich und verharrten nahezu bewegungslos in ihrem Revier, berichten die Forscher um Hamish Campbell von der University of Queensland im australischen Brisbane.
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Die entsprechende Studie "Hibernation in an Antarctic fish: on ice for winter" ist ist im Open-Access-Journal PLoS One (3/3, e1743. doi:10.1371/journal.pone.0001743; 5.3.08) erschienen.
->   Die Studie in PLoS One
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Fast wie der Winterschlaf von Landtieren
 
Bild: Hamish Campbell

Ein Exemplar der Antarktisdorsche

Zwar verbrächten viele Fischarten den Winter in einer Art Schlafzustand, allerdings sinke deren Stoffwechselaktivität stets in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur, schreiben die Forscher. In der Antarktis ändere sich jedoch die Wassertemperatur kaum.

Der Ruhezustand der Gelbbauchnotothenia erfordere ein aktives Umschalten zwischen einer Sommer- und einer Winter-Stoffwechselstrategie.

Damit ähnle das Verhalten der Antarktisdorsche dem echten Winterschlaf einiger landlebender Tierarten. Bei Fischen sei ein solches Verhalten bisher noch nicht beobachtet worden.
Peilsender geben Aufschluss über Verhalten
Campbell und seine Mitarbeiter hatten insgesamt 118 Gelbbauchnotothenia gefangen und mit Minisendern und -messgeräten ausgestattet. Ein ganzes Jahr lang verfolgten sie dann die Entwicklung und das Verhalten der Fische.

Sie stellten fest, dass die Tiere im Sommer den Großteil ihrer Zeit auf die Nahrungssuche verwendeten und dabei deutlich an Gewicht zulegten. Im Winter hingegen bewegten sich die Tiere kaum, ihr Stoffwechsel sank um ein Drittel, das Körpergewicht nahm stetig ab.

In diesem Zustand konnten Taucher die trägen Tiere sogar in die Hand nehmen und sie einige Zeit festhalten, berichten die Wissenschaftler weiter.
Kurze Wachphasen, dann wieder Ruhepause
Alle vier bis zwölf Tage wachten die Fische dann für ein paar Stunden auf und kurbelten ihren Stoffwechsel wieder auf die sommerlichen Werte an. Auch dies sei von Winterschlaf haltenden Landlebewesen bekannt.

Die Gelbbauchnotothenia wechselten scheinbar von einer Sommerstrategie, die auf die Beschaffung von Nahrung ausgelegt ist, auf eine Winterstrategie, die den zum Überleben nötigen Energieverbrauch so weit wie möglich senkt.
Gilt vermutlich auch für andere Antarktisfische
Warum sie dies nun genau tun, sei bisher unklar. Durch die anhaltende Dunkelheit im Winter, die durch die Eisdecke oft noch verstärkt wird, gebe es im Winter deutlich weniger pflanzliches Plankton in den Gewässern und damit auch insgesamt weniger Nahrung.

Grundsätzlich aber sei das Nahrungsangebot für die Gelbbauchnotothenia gut. Die Forscher vermuten, dass auch andere Antarktisdorsche einen solchen Winterschlaf halten.

Wahrscheinlich habe die Fähigkeit, sich an die langen antarktischen Winter anpassen zu können, den Erfolg der Gruppe in den Gewässern begründet.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.3.08]
->   Notothenia coriiceps (FishBase)
->   Hamish Campbell, University of Queensland
->   British Antarctica Survey
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Beim Winterschlaf bleibt die innere Uhr stehen (21.8.07)
->   Rothirsche halten nur nachts Winterschlaf (17.8.05)
->   Mäuse auf "Knopfdruck" in Winterschlaf versetzt (22.4.05)
 
 
 
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01.01.2010