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"Welle"-Initiator: "Opfer des eigenen Experiments"  
  Seit Anfang der 80er Jahre gilt der Roman "Die Welle" als eine Art schulische Pflichtlektüre in Sachen Faschismus. Der Initiator des zugrundeliegenden Sozialexperiments war am Montag in Wien.  
Der Roman und der 1981 erschienene gleichnamigen US-Fernsehfilm über einen Geschichtslehrer, der seinen Schülern drastisch zeigt, mit welch einfachen Methoden Menschen manipuliert werden können.

Am 14. März läuft in Österreich die deutsche Neuverfilmung an - in das Projekt eingebunden war auch der Initiator des "Original-Experiments" in einer kalifornischen High School, Ron Jones

Bei einer Pressekonferenz in Wien gestand er: "Die Tragödie war: Ich mochte es."
"Funktioniert nach wie vor überall"
"Ich habe die Ordnung, die Disziplin, die Bewunderung geliebt", betonte Jones. "Ich war ein Opfer meines eigenen Experiments."

Über die Organisation in der Bewegung "The Third Wave" wollte er den Jugendlichen zeigen, wie leicht sie durch die Einbindung in die Gemeinschaft, Ordnung, Disziplin, und den Ausschluss anderer manipuliert werden konnten.

Nach wie vor ist der Lehrer überzeugt, dass "Die Welle" an jeder Schule, aber auch etwa an jedem Arbeitsplatz auf der ganzen Welt funktionieren würde.
Gewaltentrennung in der Demokratie als Gegenmittel
Heute predigt Jones, der wenige Jahre nach seinem 1967 durchgeführten Experiment wegen seines Engagements für Bürgerrechte und gegen den Vietnam-Krieg von der Schule verwiesen wurde, gegen Überwachung und Kontrolle durch den Staat. Er befürwortet daher "Konfusion" - gut sei es, an sich selbst zu glauben und an andere.

Das Böse sei dagegen der Wunsch, automatisch Kontrolle zu haben, sowie Angst vor anderen haben zu müssen. "Jeder von uns ist zu Gutem und zu Bösem fähig", meinte Jones.

Darum gebe es das System der "checks and balances" in einer Demokratie - also Gewaltentrennung und die wechselseitige Kontrolle der obersten Staatsorgane.
Parallelen zum Jahr der Zeitgeschichte
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) zog Parallelen zwischen dem Film und dem heurigen Gedenkjahr zur 70. Wiederkehr des "Anschlusses" Österreichs an Hitler-Deutschland. Um jungen Menschen die Spielregeln der Demokratie vor Augen zu führen, müsse man mit ihnen in einen Dialog treten.

Aus diesem Grund wurde etwa im Vorjahr für Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren die "Demokratiewerkstatt" im Parlament ins Leben gerufen. Demokratie funktioniere nur, wenn Minderheiten berücksichtigt werden und niemand ausgegrenzt werde - gerade dieser Aspekt der Exklusivität werde in der "Welle" beschrieben, so Prammer.

Schulen sollten einen Besuch des neuen Films jedenfalls mit einer Reflexion darüber und einer Diskussion über Massenphänomene verbinden.

[science.ORF.at/APA, 5.3.08]
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Die von Dennis Gansel inszenierte Neuverfilmung der "Welle" mit Jürgen Vogel und Christiane Paul läuft am 14. März in den österreichischen Kinos an.
->   Die Welle (Film)
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->   Die Welle (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010