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Kreidezeit: Meeresspiegel 170 Meter höher als heute  
  Der Meeresspiegel ist im Treibhausklima der späten Kreidezeit etwa 170 Meter höher gelegen als heute. Heute wären bei einem so hohen Wasserstand weite Teile Südamerikas und Europas überflutet.  
Das geht aus einem ersten umfassenden Modell der Ozeanentwicklung hervor, das ein australisch-norwegisches Wissenschaftlerteam in "Science" vorstellt.
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Die Studie "Long-Term Sea-Level Fluctuations
Driven by Ocean Basin Dynamics" von Dietmar Müller (Universität Sydney) und Kollegen ist am 7. März 2008 in "Science" erschienen (Bd. 319, S. 1357, DOI:10.1126/science.1151540).
->   Abstract
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Andere Weltkarte
 
Bild: Science

Weite Teile Großbritannien sowie die Nordhälften Deutschlands und Frankreichs gäbe es bei einer Meeresspiegelerhöhung um 170 Meter nicht mehr, eine Verbindung von der Ostsee bis zum Kaspischen Meer wäre schiffbar (siehe Bild oben).

Allerdings sah die Weltkarte wegen der Bewegung der Erdplatten vor 80 Millionen Jahren ganz anders aus als heute. Heute haben die Meeresbecken durch die Wanderung der Kontinente ein größeres Fassungsvermögen, berichtet Forschungsleiter Dietmar Müller.
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Alte Kontroverse beenden
Die Schätzungen der Meeresspiegelhöhe während der Kreidezeit lagen bisher mit 40 bis 250 Meter über dem heutigen Wert weit auseinander. Die neue Arbeit soll nun diese alte geologische Kontroverse beenden und könnte Forschern auch helfen, mögliche großräumige Veränderungen des Meeresspiegels durch die globale Erwärmung besser abzuschätzen.
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Gestiegenes Fassungsvermögen der Ozeanbecken
Hauptgrund für das Absinken des Meeresspiegels seit der Kreidezeit ist jedoch nicht die Bildung von Gletschern und Eiskappen, sondern ein gestiegenes Fassungsvermögen der Ozeanbecken. So war das Weltmeer in der Kreidezeit im Schnitt viel flacher.

Große Meeresrücken umspannten den Planeten. Neuer Meeresboden, der dort entstand, kühlte ab und sank, als er sich von den Rücken entfernte. Heute existierten viele dieser Meeresrücken nicht mehr, die Weltmeere seien im Mittel tiefer als früher, berichteten die Forscher um Müller.
Globales Modell der Ozeanentwicklung
Die Wissenschaftler hatten in mehr als zehnjähriger Arbeit ein globales Modell der Ozeanentwicklung zusammengetragen. Dafür kombinierten sie die Daten zum Gesteinsschichten-Aufbau, zur Erdkruste und zur Erdplatten-Tektonik in den Weltmeeren.
Auf lange Sicht: Meeresspiegel sinkt um 120 Meter
 
Bild: Science

"Wenn wir unser Modell 80 Millionen Jahre in die Zukunft hochrechnen, können wir voraussagen, dass der Meeresspiegel auf lange Sicht weiter um etwa 120 Meter fallen wird", erläuterte Müller. Die britischen Inseln wären dann wegen einer ausgetrockneten Nordsee europäisches Festland. Auch das Kaspische Meer wäre ausgetrocknet (siehe Bild oben).

"Selbst wenn alles vorhandene Eis schmilzt, was einen Meeresspiegelanstieg um rund 50 Meter bewirkt, wäre das Ergebnis in 80 Millionen Jahren unter dem Strich eine 70 Meter tiefe Absenkung des Meeresspiegels durch die unaufhaltbare Vertiefung des Ozeanbassins. Anders als Treibhausgasemissionen können wir die Geodynamik des Planeten nicht kontrollieren."

[science.ORF.at/APA/dpa, 6.03.08]
->   Dietmar Müller (Universität Sydney)
->   Das Stichwort Kreidezeit im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010