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Biotreibstoffe: Forscher rät zur Differenzierung  
  Enno Bahrs, Leiter des Instituts für Agrar- und Forstökonomie der Universität für Bodenkultur in Wien, spricht sich für eine differenzierte Beurteilung von Biotreibstoffen aus.  
Weder seien sie Allheilmittel gegen Klimaerwärmung und Energieverknappung, noch sei ihr Einsatz gänzlich sinnlos und fördere lediglich den Hunger in der Welt, so der Experte bei einem Vortrag in Wien.

Bahrs plädiert für eine differenzierte Sicht der Dinge. Zuerst sollte man sich - vor allem von politischer Seite - einmal klar werden, was die Intention des Biokraftstoffeinsatzes sein soll.
Energie: Unabhängigkeit zum Teil möglich
Steht der Faktor "Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen" im Vordergrund, so ist die Entscheidung noch relativ leicht. Dass die Sache trotz einiger technischer Probleme funktioniert, ist klar. Wenn man bereit ist, genügend Geld zu investieren, kann man jedenfalls einen Teil der importierten fossilen Energieträger substituieren.
CO2-Bilanz kaum verbesserbar
Schwieriger wird es schon, wenn man Kohlendioxid-Bilanzen, also die Auswirkungen auf den Klimaschutz, betrachtet. Dabei können Herstellung und Transport die Sache schon ad absurdum führen. "Wird viel Mineraldünger auf den Feldern eingesetzt, so bewirkt die Düngerherstellung im Vorfeld schon einen Kohlendioxid-Ausstoß, der eingerechnet werden muss", erklärte Bahrs gegenüber der APA. Anders sehe die Bilanz beim Einsatz von Gülle als Dünger aus.
Natur wird mehr beansprucht
Betrachtet man den Naturschutz-Aspekt, wird es noch komplizierter. Klar ist für den Ökonomen, dass die Erzeugung von Biotreibstoffen den Druck auf natürliche Lebensräume erhöht. Die verstärkte Nachfrage führe zu höheren Preisen und damit würden auch bis dato brachliegende Fläche wieder unter Bearbeitung genommen. Auch bisher extensiv genutzte Flächen werden intensiver bearbeitet, was der Natur abträglich ist. Insgesamt wird die Flächenbeanspruchung steigen, ist Bahrs überzeugt.

Die Preisentwicklung für Getreide und Ölsaaten, sei es jetzt für Nahrungsmittel oder auch die Treibstoffherstellung, sieht der Wissenschafter derzeit hauptsächlich von zwei Faktoren bestimmt. So sieht er seit rund zwei Jahren eine Tendenz nach oben, die aber von starken Schwankungen teils überlagert wird. Die Schwankungen entstehen durch Spekulationen und diese werden wiederum durch die Verknappung gefördert. "Unsicherheit am Markt zieht Hasardeure an", so Bahrs. Daran werde sich auch kurzfristig nichts ändern.

[science.ORF.at/APA, 9.4.08]
->   Biokraftstoff - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010