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Unberührte Wälder halten Atmosphäre sauber  
  Wie genau Wälder zur Reinigung der Atmosphäre beitragen, haben Forscher anhand der Hydroxylradikale geklärt. Regenwälder helfen demnach bei der Regeneration dieser Teilchen, die Schadstoffe zersetzen.  
Mit Hilfe eines Forschungsflugzeugs und Messungen im Regenwald Amazoniens sind die Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz der Reinigungskraft der natürlichen Atmosphäre auf den Grund gegangen.
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Die Studie "Atmospheric oxidation capacity sustained by a forest" von Jos Lelieveld und Kollegen sind am 10. April 2008 in "Nature" erschienen (Band 452, S. 737-740, DOI:10.1038/nature06870).
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Hydroxylradikale werden regeneriert
 
Bild: Max-Planck-Institut f¿r Chemie

Die Messung fand laut einer Aussendung der Max-Planck-Gesellschaft großteils über unberührtem Regenwald in Surinam statt, in dem vom Menschen verursachte Emissionen vernachlässigbar gering sind. Die Flugdaten zeigten eine bemerkenswert hohe Konzentration von Hydroxylradikalen. Diese äußerst reaktiven Moleküle entfernen verunreinigende Gase aus der Atmosphäre.

Computermodelle beruhten bislang darauf, dass der Regenwald große Mengen an Kohlenwasserstoffgasen freisetzt, die diese Hydroxylradikale verbrauchen und dadurch die Reinigungskraft der Atmosphäre vermindern. Bei den aktuellen Messungen zeigte sich: Der Regenwald ist tatsächlich eine gewaltige Kohlenwasserstoffquelle, aber es gibt natürliche chemische Prozesse, die Hydroxylradikale regenerieren.

Bild oben: Der Amazonasregenwald, aufgenommen von der Bodenstation in Brownsberg in Surinam
Pflanzen-"Gas" hilft bei Recycling
Um diese komplexe Kohlenwasserstoffchemie besser zu verstehen, rechneten die Atmosphärenforscher verschiedene Modelle am Computer durch. Dadurch können sie erklären, wie die Atmosphäre ihren Reinigungsmechanismus auch während Wärmeperioden, als die Vegetation der Erde noch viel üppiger war als heute, aufrecht erhalten konnte:

Pflanzen und Bäume emittieren jährlich mehr als eine Gigatonne flüchtiger organischer Verbindungen. Davon sind etwa 40 Prozent Isopren - eine gasförmige Verbindung, von der man annimmt, dass Pflanzen vor dem Austrocknen schützt.

Die Forscher nehmen an, dass in unberührter Atmosphäre die natürliche Oxidation des Isoprens Hydroxylradikale sehr effizient recycelt. "Die gemessene hohe Hydroxylkonzentration lässt sich mit einer Recycling-Effizienz von 40 bis 80 Prozent erklären", so Lelieveld.
Abholzung der Regenwälder verhindert Selbstreinigung
In verschmutzter Luft mit höherem Stickoxid-Gehalt führe diese Oxidation dagegen zum photochemischen Smog unter Bildung von Ozon und anderen Schadstoffen, heißt es in der Aussendung.

Die Ergebnisse geben somit auch Anlass zur Beunruhigung: Da die Abholzung des Amazonasregenwaldes und die industrielle Entwicklung in den Tropen fortschreitet, verändert dies auch die natürliche Selbstreinigungskraft der Luft. Die Verunreinigungen steigen und tragen damit zum Klimawandel bei.

"Ohne den Einfluss des Menschen jedoch hält der Wald in bemerkenswerter Weise das Gleichgewicht mit seiner atmosphärischen Umgebung aufrecht", ist Lelieveld überzeugt.

[science.ORF.at, 10.4.08]
->   Max-Planck-Institut für Chemie
->   Das Stichwort "Regenwald" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010