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Wie die Heringe in den Tanganjikasee kamen  
  Ein Teil der rätselhaften Geschichte des afrikanischen Tanganjikasees scheint gelöst: Ein Süßwasser-Hering dürfte vor Urzeiten mit einer Meeresflutwelle in den See gekommen sein - obwohl der See nie am Meer lag.  
Die Entdeckung könnte helfen, auch die Herkunft anderer Tierarten, die nur im Tanganjikasee vorkommen, zu erforschen, erklärte der Zoologe Tony Wilson von der Universität Zürich.
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Die entsprechende Studie "Marine Incursion: The Freshwater Herring of Lake Tanganyika Are the Product of a Marine Invasion into West Africa" ist am 23.4.08 im Open-Access-Journal "PLoS ONE" (doi:10.1371/journal.pone.0001979) erschienen.
->   Studie
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See mit meeresähnlicher Tierwelt
Der riesige, tiefe See in Ostafrika hat eine einzigartige meeresähnliche Fauna. Warum dies so ist, blieb lange ein Rätsel, hatten doch frühere Forschungen gezeigt, dass der See nie direkt mit dem Meer verbunden war.

Der See ist laut jüngerer Forschung wahrscheinlich durch einen Grabenbruch im afrikanischen Subkontinent entstanden.
Überflutung vor 50 Millionen Jahren
Wilson konnte ein Stück des sogenannten Tanganjika-Rätsels mittels Erforschung eines endemischen Seebewohners, des Süßwasser-Herings, klären. Dieser nur dort vorkommende Fisch ist mit der Gruppe der Pellonula-Heringe verwandt, die in ganz West- und Südafrika heimisch sind.

Wilson rekonstruierte die Hering-Stammbäume aus molekularen Daten und schloss, dass die Heringe den Westen Afrikas vor 25 bis 50 Millionen Jahren nach einer massiven Meeresüberflutung besiedelt haben.
Evolutionäre Aufspaltung der Fische
In der Folge machten die Pellonula-Heringe eine evolutionäre Aufspaltung durch, wie Wilson berichtete. Die Fischarten verbreiteten sich dabei auf dem ganzen Kontinent, wobei einzelne Heringe den Tanganjikasee erreichten, als dieser gerade entstand.

Die Vorfahren der heute nur in diesem See vorkommenden Süßwasser-Heringe kamen also mit einer Meeresflutwelle, die vor Urzeiten den Kontinent überschwemmte.

[science.ORF.at/APA/AP, 23.4.08]
->   Tony Wilson, Uni Zürich
->   Lake Tanganyika Biodiversity Project
 
 
 
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01.01.2010