News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Gehirn: Status und Geld sind verwandt  
  Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass finanzielle Gewinne und soziale Erfolge in der gleichen Gehirnregion "wohnen" - beide aktivieren offenbar ganz ähnliche Nervennetze.  
Universelle Währung im Streifenhügel
Wenn wir sagen, dass uns Liebe wichtiger sei als Geld, dann impliziert das eigentlich, dass man diese beiden Dinge irgendwie vergleichen kann. Wissenschaftler haben nun genau das getan - und zwar durch einen Blick in das menschliche Gehirn. Ein Team um Norihiro Sadato berichtet in der Zeitschrift "Neuron" (Bd. 58, S. 284) von Versuchen, in denen Probanden Geld gewinnen konnten. Währenddessen wurde deren Hirnaktivität mittels Magnetresonanzimaging aufgezeichnet.

Einen Tag später wurde das Setting im Wesentlichen wiederholt, nur erhielten die Teilnehmer diesmal kein Geld, sondern soziales Feedback. Ähnlich wie zuvor gab es auch hier Komplimente mit höherem und geringerem Wert - etwa der Hinweis, man sei "herzlich" oder lediglich "geduldig".

Interessant dabei ist, dass es von außen betrachtet keinen sehr großen Unterschied macht, ob man nun mit finanziellen oder sozialen Zuwendungen bedacht wird. Beides löst im Gehirn eine Aktivierung der gleichen Hirnregionen aus, schreiben die japanischen Forscher, und zwar vor allem von Teilen des Striatum, auch Streifenhügel genannt, sowie der Inselrinde. Ersteres hat mit Motivation und Gefühlen zu tun, letztere war bislang eher durch ihre Beteiligung am Geruchs- und Geschmackssinn bekannt.
Warum der Status krank macht
Ähnlich war der Ansatz, den Andreas Meyer-Lindenberg vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim gewählt hat. Er und seine Mitarbeiter interessierten sich allerdings für die soziale Stellung relativ zu anderen. Experimente, bei denen Probanden mit (virtuellen) höher- und niederrangigen Teilnehmern in Wettbewerb traten, zeigten erneut: Auch hier leuchtete u.a. das Striatum auf (Neuron Bd. 58, S. 273).

Das könnte ein Ansatzpunkt sein um zu erklären, warum Menschen aufgrund ihres sozialen Ranges krank werden. Eine aktuelle Untersuchung an britischen Beamten zeigte etwa, dass ein niedriger sozioökonomischer Status mit Bluthochdruck und Depressionen zusammenhängt.

[science.ORF.at, 24.4.08]
->   Norihiro Sadato
->   Andreas Meyer-Lindenberg
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010