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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Täglich werden 15 Hektar Boden verbaut  
  Pro Tag verschwinden in Österreich 15 Hektar Boden für Bau- und Verkehrsflächen. Das entspricht 20 Fußballfeldern oder der Fläche eines durchschnittlichen heimischen Bauernhofes.  
Diesen Wert haben Forscher der Universität für Bodenkultur errechnet, Auftraggeber der Studie war die Österreichische Hagelversicherung, die nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Bedenken gegen eine derartig hohe Verbauung hat.
CO2-Speicher geht verloren
Wenn täglich eine so große Flähce zugebaut wird, muss das natürlich die agrarisch orientierte Hagelversicherung schon rein wirtschaftlich beunruhigen. Immerhin verschwinden mit dem Ackerland Tag für Tag ihre Versicherungsgegenstände, und das unheimlich rasant: Seit 1995, also seit dem EU-Beitritt wurden in Österreich um 40 Prozent mehr Siedlungs- und Verkehrsflächen geschaffen.

Der hohe Bodenverbrauch hat auch Einfluss auf den Klimawandel, das heißt auf die Erderwärmung. Mit dem freien Boden verschwindet ein wichtiger CO2-Speicher, der praktisch versiegelt wird, erläutert die Studienautorin Gerlind Weber, Raumplanerin an der Universität für Bodenkultur. Auch hier drohe neben der ökologischen außerdem eine ökonomisch dramatische Situation:

"Wir sind auf dem Sprung ins biogene Zeitalter - weg vom fossilbasierten Wirtschaften. Das heißt, dass der Boden die Rohstoffquelle der Zukunft sein wird. Außerdem speichert der Boden zwei- bis dreimal so viel CO2 wie die Atmosphäre, ist also eine wichtige CO2-Senke. "
Nachträglicher Rückbau?
Um die Zersiedelung zu stoppen müsste längerfristig etwas geschehen, meint auch der Präsident des Umweltdachverbandes Gerhard Heilingbrunner. Der Bodenschutz sei ein Stiefkind der Umweltschutzbewegung, Heilingbrunner fordert daher einen fixen Platz dafür im Klimaschutzgesetz. Im "Protokoll Bodenschutz" der Alpenkonvention ist er schon seit 2002 festgeschrieben - das betrifft im Alpenland Österreich zwei Drittel des Staatsgebietes.

Bereits nach dieser Richtlinie gibt es schon mehr als zwei Dutzend Bescheide zum Schutz des Bodens im Einzelfall. Gerhild Weber denkt sogar über einen nachträglichen Rückbau mancher Liegenschaften nach, um freien Boden zu gewinnen:

"Manches werden künftige Generationen der Natur wieder zurückgeben müssen. Ehe ich frage wie ich baue, muss ich fragen, wo ich baue. Das Einfamilienhaus sollte also nicht mehr in die Peripherie oder an den Waldrand gesetzt werden, sondern in einen geschlossenen Siedlungsverband."

Ob das in Österreich, im Land der "Häuslbauer", so leicht sein wird, bleibt abzuwarten.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft, 29.4.08
->   Gerlind Weber
 
 
 
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01.01.2010