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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
"Wüstengebiete" in den Ozeanen dehnen sich aus  
  Die sauerstoffarmen "Unterwasserwüsten" in den tropischen Ozeanen sind in den vergangenen 50 Jahren gewachsen. Diese Ausdehnung ist laut einer Studie auf die eingeschränkte Durchmischung der Wasserschichten zurückzuführen. Schuld daran dürfte der Klimawandel sein.  
Die Ergebnisse betreffen einen Bereich der Ozeane, der von Natur aus über besonders wenig Sauerstoff verfügt. Die Untersuchung eines Teams von deutschen und US-amerikanischen Meereswissenschaftlern hat nun gezeigt, dass diese Schicht nach oben und unten expandiert hat. Langfristige Auswirkungen auf die Fischereiindustrie seien nicht auszuschließen, heißt es.
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Die Studie "Expanding Oxygen-Minimum Zones in the Tropical Oceans" von Lothar Stramma (Universität Kiel) und Kollegen ist am 1. Mai 2008 in "Science" erschienen (Bd. 320, S. 655, DOI: 10.1126/science.1153847).
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In allen Regionen weniger Sauerstoff
Die Forscher untersuchten den Sauerstoffgehalt dreier Ozeane, wobei sie sich auf die tropischen Regionen und eine Tiefe zwischen 300 und 700 Metern konzentrierten. Danach verglichen sie die aktuellen Daten mit 50 Jahre alten Ergebnissen.

Sie stellten fest, dass in allen drei Regionen die Sauerstoffmenge gesunken war. Der östliche tropische Teil des Pazifischen Ozeans und die nördlichen Bereiche des Indischen Ozeans wurden deshalb nun neu eingestuft: Sie gelten als "suboxic", also als Zonen, in denen der Sauerstoffgehalt so stark abgenommen hat, dass die bestehenden Ökosysteme beschädigt werden könnten.
Kein "Futter" für einfache Organismen
In sauerstoffarmen Gewässern kann Stickstoff nicht mit Sauerstoff reagieren, damit daraus das biologisch abbaubare Nitrat entsteht. Das hat zur Folge, dass einfache Organismen wie Plankton nicht genug Nährstoffe bekommen und absterben.
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Nicht verwechseln mit toten Zonen
Die sauerstoffarmen Bereiche in den Ozeanen dürfen nicht verwechselt werden mit den toten Zonen vor den Küstengebieten vieler Kontinente: Die leblosen Gebiete im Golf von Mexiko, um ein bekanntes Beispiel zu nennen, sind durch Überdüngung des Wassers, eine daraus folgende Explosion des Phytoplanktons und die Zunahme von Sauerstoff konsumierenden Mikroben entstanden.
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In Klimamodellen vorhergesagt
Schon in früheren Klimamodellen habe man angenommen, dass die Erwärmung der oberen Schichten der Ozeane die Durchmischung der Wasserschichten verlangsamen würde. Das sei nun schneller eingetreten als vermutet, so die Forscher.
Komplexes Ökosystem
Großräumige Auswirkungen etwa für die Fischereiindustrie ließen sich nur schwer vorhersagen, erklärte Meereswissenschaftler Lothar Stramma dem Online-Dienst von "Nature". Die nun untersuchten Zonen seien weit von jenen Gebieten entfernt, in denen hauptsächlich gefischt werde.

Fachkollege Laurence Mee von der Universität Plymouth ergänzt aber: "Wenn man bei einem so komplexen Ökosystem wie dem Meer an einer Schraube dreht, kann man nicht wissen, welche weitläufigen Effekte eintreten werden."

[science.ORF.at, 2.5.08]
->   Lothar Stramma
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01.01.2010