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Biotreibstoffe: Zuckerhirse als Antwort?  
  Hirse ist laut Wissenschaftlern die doppelte Antwort auf den Hunger in der Welt und den Bedarf an Biokraftstoffen. Die Zuckerhirse ist schon jetzt auf Platz fünf der weltweit am meisten angebauten Getreidepflanzen.  
Vor ihr liegen Reis, Mais, Weizen und Gerste. Die Zuckerhirse (Sorgum bicolor) sei die ideale Pflanze, weil sie sowohl Nahrung als auch Ethanol liefere, sagte William Dar, Generaldirektor des indischen Forschungsinstituts für semiaride Tropen (ICRISAT) in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.
Genügsam und ertragreich
Die Zuckerhirse ist außerordentlich genügsam: Sie wächst auf trockenem Boden, toleriert aber auch aufgeweichte oder sehr salzige Böden und kann Hitze vertragen. Somit sei die Pflanze ideal für den Anbau in den meist armen Halbwüstengebieten, sagte der ICRISAT-Agronom Marc Winslow der Nachrichtenagentur AFP.

Die Pflanze, die zwischen 2,6 und vier Meter groß wird, benötigt auf derselben Anbaufläche nur halb so viel Wasser wie Mais und hat dabei einen vergleichbaren Nährstoffgehalt. Im Vergleich zu Zuckerrohr braucht Hirse acht Mal weniger Wasser. Somit entfällt die Notwendigkeit der künstlichen Bewässerung, für die kraftstoffbetriebene Pumpen eingesetzt würden.
Partnerschaftsprojekte
ICRISAT hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in Indien den Bau einer Fabrik unterstützt, die Ethanol aus Hirse herstellt. Das Projekt basiere auf einer Partnerschaft zwischen einer indischen Firma und fast 800 Bauern aus dem indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.

Der Preis für eine Gallone (3,78 Liter) Ethanol aus Hirse liege in Indien mit 1,74 Dollar unter dem Preis für Ethanol aus Zuckkerrohr (2,19 Dollar) oder aus Mais (2,12 Dollar). Ähnliche Partnerschaftsprojekte für Hirse-Ethanol-Fabriken gebe es auch in Kenia, Mosambik, Mexiko und auf den Philippinen.
Indien: Bedarf mit wenigen Fabriken stillen
Nach Einschätzung von Winslow könnte Indien seinen gesamten Bedarf an Kraftstoff stillen, wenn das Land insgesamt hundert Hirse-Ethanol-Fabriken bauen würde, die wie die Fabrik in Andra Pradesh 40.000 Liter pro Tag herstellen.

Die Produktion von Hirse könne für Entwicklungsländer den Import von Kraftstoff überflüssig machen, sagte der Experte. Im Gegensatz zu Mais werde Hirse nicht so stark als Nahrung nachgefragt, weshalb die Ethanol-Produktion aus der Pflanze kaum Auswirkungen auf den Lebensmittelmarkt habe.

[science.ORF.at/AFP, 13.5.08]
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01.01.2010