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Buch: Klimaforscher kritisiert "Heiße Luft"  
  Nehmen extreme Wetterereignisse wirklich zu? Der Klimaforscher von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Reinhard Böhm, zeigt sich in seinem neuen Buch "Heiße Luft" skeptisch.  
Abseits der extremen Haltungen "Wir stehen vor dem Klimakollaps" einerseits und "Klimawandel hat es immer gegeben" andererseits, versucht Böhm einen objektiven Blick auf die verfügbaren Daten.

Der Experte kritisiert dabei Medien und NGOs ebenso wie Fachkollegen. Das Buch wird am Donnerstagabend in Wien präsentiert.
Grenzen der eigenen Wissenschaft
Böhm versucht dem Leser klar zu machen, was harte und weiche Fakten in der Meteorologie sind, zeigt die Grenzen seiner eigenen Wissenschaft und warnt vor Fachkollegen, die sich ihrer Sache und Meinung allzu sicher sind.

Er demonstriert, wie einfach Daten zu plakativen Kurven manipuliert werden können, indem man die einem in den Kram passenden Zeitskalen oder Beobachtungsstandorte wählt. Den Boden der Lüge betritt man damit nicht, aber die wissenschaftliche Wahrheit wird zur Halb-Wahrheit.
Skepsis gegenüber Extremereignissen
Ein Beispiel ist etwa die Behauptung, dass das Wetter "verrückter" wird, dass Extremereignisse wie etwa Trockenheit einerseits und Starkregen andererseits zunehmen.

"Es deutet viel darauf hin, dass bei uns die oft zitierte gleichzeitige Zunahme der Starkregen und der Trockenperioden am gleichen Ort nicht stattfindet", zitiert Böhm vorläufige Ergebnisse einer eigenen Untersuchung.
Sturmhäufigkeit nimmt nicht zu
Der Forscher zweifelt nicht an, dass sich die Erde erwärmt und der Mensch durch seine Aktivitäten etwa seit den 1950er Jahren dazu beiträgt. Wenn die Behauptungen aber ins Detail gehen, wird Böhm stutzig.

So entlarvt er die häufig erhobene Behauptung dass generell die Wetterextreme zunehmen und belegt dies etwa mit der Sturmhäufigkeit, die - Kyrill hin oder Paula her - nach Betrachtung "qualitätsgeprüfter Luftdruckmessreihen" in Europa nicht zunimmt.
Statistische Tricks
Böhm kritisiert die Beurteilung der Zunahme von Extremereignissen - von Stürmen über tropische Wirbelstürme bis zu Überschwemmungen - über Versicherungsdaten.

Solche Zahlen werden zwar inflationsbereinigt, lassen aber die "enorme Entwicklung der Werte" in vielen besiedelten Gebieten außer Acht.

Unter Berücksichtigung der Entwicklung der Bevölkerung und deren Besitztümer werden etwa bezüglich Sturmschäden aus steil ansteigenden Kurven plötzlich mehr oder weniger wagrechte Geraden.

Heinz Jaksch/APA, 16.5.08
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"Heiße Luft - Reizwort Klimawandel Fakten - Ängste - Geschäfte" von Reinhard Böhm, Edition Va Bene
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01.01.2010