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Beutelwolf-DNA in Mausembryo verpflanzt  
  Forscher haben Teile des Genoms des ausgestorbenen Beutelwolfs in Mausembryonen verpflanzt. Die Funktionen eines ausgestorbenen Tiers konnten damit laut Studie erstmals "in vivo" untersucht werden.  
Auferstehung der Toten
Der Beutelwolf zählte zu den wenigen fleischfressenden Beuteltieren. Er lebte auf Tasmanien und wurde in freier Wildbahn Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts durch Jagd ausgerottet. Das letzte lebende Exemplar in Gefangenschaft starb 1936 im australischen Hobart Zoo.

Nun hat der Zoologe Andrew J. Pask von der Universität Melbourne mit Kollegen den Wolf zumindest teilweise wieder zum Leben erweckt. Sie entnahmen hundert Jahre alten, in Alkohol eingelegten Gewebeproben ein Stück DNA und injizierten dieses in Mausembryonen.
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Die Studie " Resurrection of DNA Function In Vivo from an Extinct Genome" von Andrew J. Pask et. al. ist online bei "PLoS ONE" erschienen (PLoS ONE 3(5): e2240. doi:10.1371/journal.pone.0002240).
->   Zur Studie
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DNA aus Beutel und Fell
Die Wissenschaftler verwendeten einen Abschnitt des Erbguts, den sie aus Präparaten des Beutels eines jungen und des Fells eines alten Beutelwolfes entnommen haben.

Der DNA-Abschnitt gehört zu einem Bereich der DNA, der selbst keine Gene enthält und keine Proteine erzeugt. Solche nicht-kodierenden Abschnitte der DNA bestimmen laut den Autoren aber entscheidend das Aussehen und die Eigenschaften von Säugetieren.

Die Wissenschaftler fanden in den Mäusen einen ähnlichen DNA-Abschnitt und kombinierten diesen mit dem Erbgut des Beutelwolfes. Die nicht kodierende DNA beeinflusst die Bildung von Knorpelgewebe und durch Marker konnte die Funktion der DNA des Beutelwolfes in den Mäusen nachgewiesen werden.
Weltweit erster in vivo Versuch
Mit diesem Versuch wurde - so die Forscher - erstmals die Funktion des Erbgutes ausgestorbener Lebewesen in vivo, also in anderen lebenden Organismen, untersucht.

Mittels Gewebekulturen wurden bisher schon Erbsubstanzen ausgestorbener Arten im Reagenzglas untersucht - so etwa die Gene von Pflanzen, Bakterien, des Mammuts oder der Neandertaler.

[science.ORF.at, 20.5.08]
->   Andrew J. Pask
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01.01.2010