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Erstmals beobachtet: Startschuss zur Supernova  
  Große Sterne beenden ihre Existenz mit einer gigantischen Explosion, die kurzfristig so hell leuchtet wie eine ganze Galaxie. Den Beginn dieses kosmischen Spektakels kannte man bislang nur in der Theorie, nun haben Astronomen die ersten Minuten so einer Supernova direkt beobachtet. Der Fund gelang wie so oft: durch Zufall.  
Auf der Suche nach dem Vorspiel
"Wir waren zur richtigen Zeit mit den richtigen Teleskopen am richtigen Ort - und wurden Zeuge der Geschichte." Ein bisschen Pathos muss erlaubt sein, denn was Alicia Soderberg und ihre Kollegen entdeckt haben, ist in der Tat ein absolutes Novum in der Astronomie. Supernovae wurden zwar schon öfter registriert, historisch wichtig sind etwa jene, die Tycho Brahe und Johannes Kepler 1572 bzw. 1604 beobachtet haben.

Als ungewöhnlich spektakulär gilt auch die 1987er Supernova in der Großen Magellanschen Wolke, der Physiknobelpreisträger und Spaßvogel Richard Feynman hat das Ding gleich für sich reklamiert: "Tycho Brahe had his supernova, and Kepler had his. Then there weren't any for 400 years. Now I have mine."

Allerdings hat man in all diesen Fällen lediglich das Hauptstück des kosmischen Schauspiels gesehen - den monatelangen Ausstoß von Materie und Strahlung in die Weiten des Alls. Das vergleichsweise kurze Präludium indes hatte man immer verpasst.
Zufall führt Regie
Als Alicia Soderberg und Edo Berger von der Princeton University am 9. Jänner 2008 die Daten des Forschungssatelliten Swift auswerteten, wollte sie eigentlich die Spätphase einer ganz anderen Supernova untersuchen, 90 Millionen Lichtjahre entfernt im Sternbild Luchs.

Um 9 Uhr 33 Ortszeit schlugen plötzlich die Messgeräte an. Sie registrierten einen extrem hellen Ausbruch von Röntgenstrahlen in unmittelbarer Nähe, er dauerte nur knapp zehn Minuten, dann war der Spuk vorbei.

Soderberg alarmierte daraufhin die Astronomenriege in aller Welt, zwecks Analyse der "Nachglühphase" wurden in den folgenden Wochen sämtliche verfügbaren Geräte auf die Quelle des Röntgenblitzes gerichtet - etwa das Hubble-Weltraumteleskop, das Röntgenteleskop Chandra, der Very Large Array in New Mexico, das Keck-Teleskop in Hawaii und andere mehr.
Aus dem Nichts
 
Bild: NASA Swift Team

Laut Alicia Soderberg der "Stein von Rosetta der Supernovaforschung": Die Sternenexplosion "SN 2008D" im Röntgenblick des Forschungssatelliten Swift (Bild rechts). Links zum Vergleich die Supernova "2007uy". Sie liegt in der gleichen Galaxie namens "NGC2770".
Hunderte Funde sollen folgen
Jetzt sind die Ergebnisse der Analyse im Fachjournal "Nature" (Bd. 453, S. 469) erschienen. Vieles spricht dafür, dass Soderberg tatsächlich die kurze Übergangsphase zwischen dem Tod eines Sterns und der Geburt einer Supernova eingefangen hat.

Theoretiker haben dafür folgendes Szenario entwickelt: Nachdem der Stern das Material für die Kernfusion in seinem Inneren verbraucht hat, kollabiert er unter seiner eigenen Schwerkraft. Dieser Vorgang sendet eine Schockwelle nach außen, sie rast bis zur Sternoberfläche und sorgt dort für einen kurzen, aber intensiven Ausbruch von Röntgen- oder UV-Strahlung - genau jener Blitz, den die US-Astronomen nun durch Zufall gemessen haben.

Mit Hilfe großflächiger Untersuchungen des Himmelzelts im Röntgenbereich sollen in Zukunft noch ein paar Entdeckungen dieser Art hinzukommen. Laut Einschätzung der Forscher wären damit ein paar Hundert pro Jahr möglich.

Robert Czepel, science.ORF.at, 21.5.08
->   Alicia Soderberg
->   Supernova - Wikipedia
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01.01.2010