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Küstengewässer versauern durch Treibhausgase  
  Die Ozeane versauern durch das Treibhausgas Kohlendioxid immer stärker. Laut einer Untersuchung der US-Westküste sind auch die Küstenregionen zunehmend betroffen.  
Mit der Versauerung des Wassers sinkt die Verfügbarkeit von gelöstem Kalk, den zahlreiche Meeresbewohner wie Korallen und Muscheln zum Aufbau ihrer Skelette und Schalen benötigen.

Da diese die Nahrungsgrundlage für viele Fische und andere Meerestiere sind, befürchten die Wissenschaftler drastische Folgen für das gesamte Ökosystem.
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Die entsprechende Studie "Evidence for Upwelling of Corrosive 'Acidified' Water onto the Continental Shelf" ist am 22.5.08 online vorab in "Science" (DOI: 10.1126/science.1155676) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Meere nehmen ein Drittel des CO2 auf
Seit etwa 250 Jahren ist der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre durch den Menschen deutlich gestiegen - mit der Folge der Klimaerwärmung. Abgemildert wird diese dadurch, dass ein Teil des freigesetzten Kohlendioxids von den Ozeanen quasi verschluckt wird.

Seit Beginn der Industrialisierung hätten die Weltmeere rund ein Drittel der gesamten menschengemachten Kohlendioxid-Emissionen aufgenommen, berichten die Forscher um Richard Feely vom Pacific Marine Environmental Laboratory in Seattle (US-Staat Washington).
Westküste Nordamerikas untersucht
Bisher ist der pH-Wert, der angibt, wie sauer das Wasser ist, im Meer im Schnitt um 0,1 Einheiten gesunken. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte sich der Wert um 0,4 Einheiten verschoben haben, fürchten Fachleute.

Feely und seine Mitarbeiter hatten nun entlang der Westküste Nordamerikas Wasserproben genommen, von Kanada bis hinunter nach Mexiko, um die Versauerung in dieser Pazifikregion genauer zu untersuchen.

Dort kommt es regelmäßig im Frühjahr zu einem Auftrieb der Tiefenwässer in Richtung des Kontinentalschelfs.
Saures Wasser immer mehr an Oberflächen
Die Forscher zeigten nun, dass in allen untersuchten Regionen das saure Wasser weiter in Richtung Oberfläche gelangt, und zwar viel stärker und in weiteren Bereichen als bisher angenommen.

Auch andere Schelfregionen könnten von ähnlichen Veränderungen betroffen sein, schreiben die Wissenschaftler.
Folgen der Versauerung wenig bekannt
Mangelnde Kenntnis über die Auswirkung der Versauerung beklagt auch die European Science Foundation. Es gebe Tausende kalkbildender Organismen im Meer, und gerade einmal sechs bis zehn seien auf mögliche Folgen untersucht worden.

Die Organisation weist zudem auf die möglichen wirtschaftlichen Folgen anhaltender Ozeanversauerung hin, etwa für das Fischereiwesen und die Tourismusindustrie.

Derzeit sei es wesentlich herauszufinden, bis zu welchem Punkt Veränderungen des pH-Wertes des Meeres noch tolerabel seien. Bisher geht man von einer pH-Verschiebung von 0,2 Einheiten aus - ein Wert, der in 30 Jahren bereits erreicht sein könnte.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.5.08]
->   Pacific Marine Environmental Laboratory
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->   Emissionen: Saure Meere lösen Kalkschalen auf
 
 
 
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01.01.2010