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Groß oder klein: Hundeknurren gibt Auskunft  
  Wenn ein Hund knurrt, können Menschen daraus auf die Größe des Tiers schließen. Entscheidend ist dabei aber nicht die Tonhöhe, sondern eine akustische Eigenheit, die das Volumen des Vokaltraktes spiegelt.  
Anna Taylor, Dissertantin an der britischen University of Sussex in Brighton, hat das Knurren von mehr als 100 Hunden aufgenommen und digital manipuliert. Dabei zeigte sich, dass Veränderungen der Tonhöhe nicht dazu führen, dass Menschen die Größe der Tiere falsch einschätzen.

Sehr wohl aber verleiten Manipulationen an den Formanten, die man als charakteristische Frequenzbereiche beschreiben kann, zu Fehlschlüssen.
Mikrophon und starrer Blick
Um zu ihrem Tonmaterial zu gelangen, unternahm die Wissenschaftlerin einen gefährlichen Feldversuch: Sie näherte sich - mit Zustimmung der Besitzer - den Hunden ausgerüstet mit einem Mikrophon und einem starren Blick.

Nachdem die Tiere die Fixierung durch das Gegenüber als Bedrohung empfinden, begannen alle früher oder später zu knurren, was Taylor aufzeichnete. Als Hundekennerin sei es ihr gelungen, im richtigen Moment den Blick abzuwenden und damit eine Attacke durch die Hunde zu vermeiden, erzählte sie dem Online-Dienst von "Nature".

Zurück am Computer interessierte sich die Forscherin für zwei Kategorien: Die grundlegende Frequenz des Knurrens und die Formanten, aus denen die Hundelaute bestanden.
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Formanten
Unter Formanten versteht man charakteristische Frequenzbereiche, die etwa beim Menschen über die Bedeutung vor allem der Vokale entscheiden. Bei Hunden lassen sich zwischen fünf und sieben Formanten ausmachen, wenn sie "Laut geben". Wie umfassend diese Formanten in sich sind, lässt wiederum auf die Größe des Stimmbildungstraktes schließen. Umfassende Formanten (hier ein Beispiel) weisen auf große Tiere hin, "kleinere" (Beispiel) auf kleinere Hunde.
->   Mehr über Formanten (Wikipedia)
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Manipulation der Formanten täuschte
Anna Taylor spielte die hinsichtlich entweder Frequenz oder Tonhöhe manipulierten Audiodateien Menschen vor und ließ sie vom Gehörten auf die Größe der "besten Freunde" schließen.

Wurde nur die Höhe manipuliert, ließen sich die Zweibeiner nicht täuschen: Auch eine scheinbar tiefe Stimme wurde einem kleinen Hund zugeordnet. Wurden hingegen die Formanten verändert, gelang die Täuschung.
"Artenübergreifender Nachweis"
Dass die Kommunikation zwischen Hunden - und generell zwischen vielen Tieren - durch Formanten funktioniert, wusste man bereits. Der britischen Forscherin gelang nun der "artenübergreifende" Nachweis, den sie im "Journal of the Acoustical Society of America" (Band 123, S. 2903-2909) veröffentlicht hat.

Der Sinn könnte darin liegen, dass der Hund nicht nur Freund, sondern auch Feind sein könnte - ein Rückschluss von den "Warnsignalen" auf die Größe sei deshalb auch in der gemeinsamen Geschichte von Hund und Mensch nötig gewesen.

[science.ORF.at, 26.5.08]
->   "Vocal Dog" (Website von Anna Taylor)
->   Online-Dienst von "Nature"
->   Das Stichwort "Hunde" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010