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Ethik in der Forschung: Diskussion breiter führen  
  Ethikdebatten in der Forschung sind meistens Experten vorbehalten, sie sollten allerdings "breiter angelegt" werden, so der Tenor einer Diskussion zur Frage "Wer darf über Ethik sprechen?" am Montag in Wien.  
Diese fand im Rahmen der Tagung "Ethik in der Forschung" statt, die von Bundeskanzleramt, Joanneum Research und Österreichischem Forschungsdialog organisiert wurde.
Monopolisierung droht
Würden Ethikdebatten nicht breiter geführt, drohe die Monopolisierung und "kommissionelle Ghettoisierung", sagte Wolfgang Polt, Leiter der Wiener Dependance von Joanneum Research.

Vom Prinzip her solle jeder über Ethik reden, dennoch benötige es eine "systematische Reflexion": Für ethische Urteile brauche es ein Reflexionsniveau, das über das "Stammtischniveau" hinausgehe.

Polt verwies auf die Schwierigkeit, dass bei der rasanten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung der Wissensstand außerhalb von Experten nur schwer zu finden sei. Man müsse "Teilöffentlichkeiten" einbinden.
Ethik-Kommissionen auf Schulbesuch
Auch Günther Bonn, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung und Chemiker an der Universität Innsbruck, forderte eine andere Kultur im Umgang mit der Ethik: "Wenn alle mitreden sollen, dann brauchen wir eine gute Grundausbildung." Zudem müsse man einer breiten Öffentlichkeit die Diskussion schmackhaft machen.

Dass Ethik-Kommissionen Schulen besuchen, sei ein Weg. Bildung- und Ausbildung müssten einen wichtigen Beitrag liefern, um moralische Aspekte zu diskutieren. Es sei aber nicht nur wichtig, Wissen an Mittelschulen und Universitäten weiterzugeben, sondern auch moralische und ethische Fragen in der Breite zu diskutieren.
Nicht nur "Krisenmanagement"
Ulrike Felt, Vorstand des Instituts für Wissenschaftsforschung der Universität Wien, kritisierte, dass die Debatte über ethische Fragestellungen meistens erst mit einem "Problem" beginnen würde.

Nötig sei, "früher ein Bewusstsein über ethische Fragestellungen auszulösen". Man dürfe nicht nur "Krisenmanagement" betreiben.

"Laien sollten zwar nicht Politik ersetzen, aber einen Input zur Entscheidungsfindung liefern können. Zudem müsse man an der Forschungs-Community ansetzen und nicht nur den Nachwuchs beim Eintritt ins wissenschaftliche Leben im Auge behalten, sondern das Reflexionsvermögen mittel- bis langfristig fördern.

[science.ORF.at/APA, 27.5.08]
->   Joanneum Research
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
->   Institut für Wissenschaftsforschung (Uni Wien)
 
 
 
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01.01.2010