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Junge Amphibien ernähren sich von Haut der Mutter  
  Eine seltene Art der Brutpflege haben Forscher bei der südamerikanischen Ringelwühle nachgewiesen: Die jungen Amphibien reißen der Mutter Hautfetzen vom Leib und fressen diese auf.  
Bisher sei angenommen worden, dass sich die Jungtiere von bereits abgefallenen Hautresten ernähren, erklärt der Evolutionsbiologe Alexander Kupfer von der Universität Jena. Dies sei nun widerlegt worden.
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Die Ringelwühlen-Studie wurde im Fachjournal "Biology Letters" veröffentlicht.
->   "Biology Letters"
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Haut verändert sich schon in der Brutzeit
Bereits während der Brutzeit verändert sich die Physiologie der Haut der Ringelwühle (Siphonops annulatus). "Fette und Proteine werden eingelagert, die Hautzellen vergrößern sich und der Nährstoffreichtum der Haut nimmt erheblich zu", so Kupfer. Ist die Haut komplett abgefressen, regeneriert sie sich und die Prozedur beginnt von vorne.

"Über einen Zeitraum von zwei Monaten wird die Haut zweimal in der Woche von acht bis 16 Jungtieren abgefressen", berichtet Kupfer weiter. Anschließend haben die Jungtiere eine Größe um 15 Zentimeter erreicht, verlassen die Mutter und gehen alleine auf Beutefang.
Ausgemergelte Mutter
 
Bild: Alexander Kupfer/FSU

"Die Mutter dagegen ist sichtlich ausgemergelt und muss sich von der Brutpflege erholen. Dieser enorme Einsatz erklärt, warum sich Ringelwühlen wahrscheinlich nur alle zwei Jahre fortpflanzen." Südamerikanische Ringelwühlen erreichen eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren.

Bild oben: Eine Ringelwühlen-Mutter mit Nachwuchs.
Nehmen auch Sekret auf
Bei der Untersuchung von 70 Jungtieren, die in brasilianischen Kakaoplantagen gesammelt wurden, war vor allem die Gebissentwicklung auffallend. Die etwa zehn Zentimeter langen Jungtiere rammen stark ausgeprägte Zähne in die Haut der Mutter - der Kiefer ist dabei bis zu 90 Grad geöffnet.

Die Nachkommen der Ringelwühlen fressen aber nicht nur die Haut ihrer Muttertiere, sondern nehmen auch ein von ihr abgegebenes Sekret auf. Reiben die Jungtiere ihre Köpfe an der Mutter, wird die Aussonderung eines Sekrets stimuliert.

Kupfer und seine Kollegen vermuten, dass das "Hautfressen" als Form der Brutpflege bei den Amphibien bereits seit mehr als 100 Millionen Jahren existiert.

[science.ORF.at/idw, 5.6.08]
->   Alexander Kupfer
 
 
 
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01.01.2010