News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Gesellschaft 
 
Eibl-Eibesfeldt: Lob und Kritik zum 80. Geburtstag  
  Der Biologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt, der Standardwerke wie den "Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung" und "Die Biologie des menschlichen Verhaltens" verfasste, wird am 15. Juni 80 Jahre alt.  
Er gilt als einer der Begründer der Humanethologie. Mit seinen Arbeiten zog er sich aber auch den Vorwurf zu, einen reduktionistischen Standpunkt zu vertreten und Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie zu leugnen.
...
Bild: APA

Eibl-Eibesfeldt beim 75. Geburtstag
Laufbahn
Eibl-Eibesfeldt wurde am 15. Juni 1928 in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien Zoologie, 1949 holte ihn Konrad Lorenz an sein Institut für vergleichende Verhaltensforschung nach Altenberg.
1970 wurde er Leiter der Arbeitsgruppe Humanethologie am Max-Planck-Institut in Seewiesen, später Leiter der Forschungsstelle für Humanethologie in Andechs bei München. 1992 gründete er das Ludwig Boltzmann-Institut für Stadtethologie in Wien, das er bis heute gemeinsam mit Karl Grammer leitet.
...
Von den Tieren ...
Eibel-Eibesfeldts ethologische Arbeiten über unterschiedliche Säugetiere trugen wesentlich zur Aufklärung des Begriffes "angeboren" bei. Zudem beschäftigte er sich mit Kommunikationsforschung: Er untersuchte, wie Signale den Ablauf sozialer Interaktionen steuern und wie sich durch Ausdruck und Bewegungen Rituale herausbilden.

Aus seiner tierethologischen Arbeit heraus entwickelte Irenäus Eibl-Eibesfeldt das erste umfassende Lehrbuch der Ethologie, "Grundriss der Vergleichenden Verhaltensforschung", das 1967 erschien.
... zum Menschen
Gleichzeitig wuchs sein konkretes Interesse am menschlichen Verhalten. Mit seinem 1984 veröffentlichten Buch "Die Biologie des menschlichen Verhaltens" legte er den Grundstein für die Humanethologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin.
Zahlreiche Publikationen
Eibl-Eibesfeldt hat 14 Bücher, mehrere Handbuchartikel und über 450 Artikel in diversen Fachzeitschriften veröffentlicht. 2007 erschien sein bisher jüngstes Werk "Weltsprache Kunst - Zur Natur-und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation".
"Verhaltensprogramm"
Zum Beweis seiner Theorie, dass jeder Mensch sein im Laufe der Evolution erworbenes Erbe in sich trage, untersuchte Irenäus Eibl-Eibesfeldt auch taub und blind Geborene.

Er versuchte zu belegen, dass sich auch bei diesen viele der typischen mimischen Ausdrucksbewegungen entwickeln, obwohl sie nahezu keine Möglichkeiten haben, vom sozialen Modell zu lernen.

Daraus lässt sich für den Wissenschafter einfach ableiten, dass unser "Verhaltensprogramm" ein universales ist und in den unterschiedlichsten Kulturen nach den gleichen Mustern abläuft.
Umstrittene Thesen
Mit seinen Theorien stieß Eibl-Eibesfeldt vor allem bei Sozialpsychologen und Lerntheoretikern nicht immer auf Wohlwollen. So wird ihm "Reduktionismus" und die Nichtbeachtung psychologischer und soziologischer Erkenntnisse vorgeworfen.

Auch Eibl-Eibesfeldts aggressionstheoretische Ansätze, etwa dass der Mensch seiner Natur nach tendenziell fremdenfeindlich sei, fanden zahlreiche Kritiker. Derlei Aussagen und und seine Warnungen vor dem unkontrollierten Vermischen von Kulturen wurden vielfach von rechtslastigen Gruppierungen missbraucht und fanden, wie Eibl-Eibesfeldt selbst sagt, "oft Beifall von der falschen Seite".

[science.ORF.at/APA/, 9.6.08]
->   Irenäus Eibl-Eibesfeldt
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010