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Neues Teleskop soll in verborgenes All spähen  
  Das Funkeln der Sterne am Nachthimmel zeigt nur einen kleinen Teil des Universums. Selbst die gewaltigsten Explosionen im Weltall sind für das bloße Auge meist unsichtbar. Solche und andere verborgene kosmische Katastrophen wird das Weltraumteleskop "GLAST" erforschen, das nach mehreren Startverschiebungen am 11. Juni vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral abgehoben ist.  
Von dem fast 700 Millionen US-Dollar - umgerechnet knapp 450 Millionen Euro - teuren Instrument der US-Raumfahrtbehörde NASA erwarten Astronomen einen der bisher tiefsten Blicke ins All.
Beobachtung von unsichtbarem Licht
Bild: NASA
Das Teleskop in seiner Trägerrakete
Das "Gamma-ray Large Area Space Telescope" (GLAST) beobachtet den Himmel im Bereich der energiereichen kosmischen Gammastrahlung.

Dieses für das bloße Auge unsichtbare Licht stammt meist aus exotischen Quellen: Sternleichen, die ihre Umgebung mit der intensiven Strahlung rösten, gigantische Schwarze Löcher, die reihenweise ganze Sternsysteme verschlingen, und möglicherweise auch von der immer noch rätselhaften Dunklen Materie.

Diese ist zwar rund vier Mal häufiger als gewöhnliche Materie, aus der Sterne, Planeten und auch Menschen bestehen, ihre Natur ist jedoch völlig unbekannt. Außer über ihre Schwerkraft könnte sie sich auch über Gammastrahlung bemerkbar machen, wenn zwei ihrer Partikel miteinander reagieren und zerstrahlen.
Kosmische Strahlung nur im All messbar
"Mit "GLAST" werden wir diese Phänomene sehr viel empfindlicher untersuchen können", sagt Roland Diehl vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München, das an dem Teleskop beteiligt ist.

Die Erdatmosphäre schützt Menschen, Tiere und Pflanzen vor der kosmischen Strahlung. Auf der Erde sind nur die Folgeteilchen nachweisbar, die durch das unentwegte Bombardement entstehen. Ein Teleskop, das kosmische Gammastrahlung direkt untersuchen will, muss deshalb außerhalb der Atmosphäre im All stationiert werden.
Spezielle Sensoren für Gammastrahlenblitze
 
Bild: NASA

Das deutsche Max-Planck-Institut hat maßgeblich den Sensor für Gammastrahlenblitze, sogenannte Gamma Ray Bursts, auf dem Weltraumteleskop entwickelt. Die meisten dieser Blitze sind nach heutigem Wissen gewissermaßen das "Abschiedsfeuerwerk" ferner Riesensonnen, die am Ende ihrer Existenz in einer spektakulären Explosion zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen.

"Ein einzelner Gammastrahlenblitz kann in wenigen Sekunden dieselbe Energie freisetzen, die unsere Sonne in ihren gesamten zehn Milliarden Jahren Lebenszeit abstrahlt", erläutert NASA-Forscher Neil Gehrels vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt im US-Staat Maryland.

Bild oben: Das "Innenleben" des Teleskops.
Licht aus einer fernen Vergangenheit
Die Ausbrüche sind damit noch heller als Supernova-Explosionen und die extrem leuchtkräftigen, weit entfernten aktiven Galaxien namens Quasare, die sonst als hellste Objekte im All gelten, wie Diehl erläutert.

Sie sind aus noch größerer Entfernung zu sehen und damit aus einer noch früheren Vergangenheit - von einem zwölf Milliarden Lichtjahre entfernten Objekt benötigt das Licht zwölf Milliarden Jahre zur Erde. "Die Blitze können uns eine Epoche des Universums erhellen, in der sich die ersten Sterne gebildet haben", so Diehl.
Suche nach Blazaren
Mission die Entdeckung tausender neuer Gammastrahlen-Quellen, hauptsächlich sogenannter Blazare - das sind Quasare mit besonders raschen und starken Helligkeitsvariationen.

Nach der aktuellen Theorie handelt es sich dabei um weit entfernte Galaxien, in deren Zentrum sich ein monströses Schwarzes Loch Materie einverleibt und dabei intensive Gammastrahlung produziert. Die Strahlung beleuchtet damit die energiereiche Vergangenheit des Universums, wie Charles Dermer vom US-Marineforschungslabor in Washington erläutert. Der "GLAST"-Forscher spricht daher auch von einer "Archäologie an Schwarzen Löchern".

Till Mundzeck, dpa, 11.6.08
->   Gammastrahlung (Wikipedia)
->   Quasar (Wikipedia)
->   GLAST (NASA)
->   GLAST (MPG)
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01.01.2010