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WWF-Studie: Klimawandel lässt Wale hungern  
  Der Klimawandel lässt Wale hungern - das besagt eine Studie der Umweltorganisation WWF. Die Studie wurde anlässlich der 60. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission veröffentlicht.  
Ab Montag tagen die Vertreter von 80 Staaten (darunter auch Österreichs) in Santiago de Chile. Dort wird wieder darum gerungen, ob Wale gejagt und getötet werden dürfen, während zusätzliche Bedrohungen für Wale wie der Klimawandel vermutlich eher kurz kommen.
300.000 getötete Wale pro Jahr
Harpunen, Fischernetze, Unterwasserlärm, verschmutztes Wasser, Müll im Meer: 300.000 Wale sterben jedes Jahr auf unterschiedlichste und vom Menschen verursachte Weise. Die Jagd an sich ist seit 1986 verboten - mit Ausnahmen, wie zum Beispiel zu wissenschaftlichen Zwecken.

So argumentiert vor allem Japan seinen Walfang; Norwegen oder Island hingegen töten Wale offen aus wirtschaftlichen Gründen. Dadurch sind seit 1986 trotz Verbots mehr als 30.000 Wale gejagt und getötet worden, so die Umweltorganisation WWF.
Badewasser statt Eismeer
Dem nicht genug zeigt eine WWF-Studie, dass der Klimawandel viele Walarten zusätzlich gefährdet: Wird es wärmer, gehen Kleinkrebse als Nahrung verloren - denn dieser Krill braucht grob gesagt kaltes Wasser, erklärt Georg Scattolin, Meeres-Experte des WWF, gegenüber Radio Österreich 1:

"Krill, eine der Hauptnahrung der großen Bartenwale, ist abhängig von unterschiedlichsten Meeresströmungen ¿ diese verschieben sich durch die Erwärmung der Ozeane, das Eis geht zurück. All diese Faktoren bedingen, dass Krill weniger wird."
Weitere Wege zur Nahrung
Binnen 35 Jahren könnte die Erderwärmung das Südpolareis um bis zu 30 Prozent verringern, so Scattolin:

"Aufgrund von Klimaänderungen werden viele Wale zwischen 200 und 500 Kilometern länger zu ihren Nahrungsgründen wandern müssen - wenn die Klimaerwärmung weitergeht so wie jetzt."

Laut WWF wird der Klimawandel vor allem arktische Minkwale und Blauwale hungern lassen. Von den Blauwalen gibt es schon heute nur mehr 1000 Tiere.
"Bedrohungen sofort reduzieren"
Den Walen rücken also nicht nur Harpunen oder Meeresverschmutzung zu Leibe - Gefahren, die durch Schutzzonen oder eine Verschärfung des Walfangverbots gehandelt werden könnten - sondern der Klimawandel macht zusätzlich Druck. Besonders betroffen sind die Meeressäuger auf der südlichen Erdhalbkugel.

"Wir müssen alle anderen Bedrohungen für Wale wie Beifang, Meeresverschmutzung und Ertrinken in Fischernetzen sofort reduzieren, damit Wale überhaupt eine Chance haben", so der WWF-Experte.
IWC-Reform gefordert
Doch in der Walfangkommission besteht seit Jahren ein Problem: es blockieren sich Walfänger und Walschützer. Daher plädieren Umweltorganisationen für eine Reform der internationalen Kommission:

Sie müsse alle Bedrohungen für Wale berücksichtigen und sich nicht rein um Fangquoten für die kommerzielle und angeblich wissenschaftliche Jagd kümmern.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 22.6.08
->   WWF zu Walen
->   Internationale Walfangkommission IWC
->   Das Stichwort "Wale" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010